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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

21. - 24.10.2009, Berlin

Kosteneffizienz und Kosteneffektivität der Knie-Totalendoprothetik vor und nach Einführung eines interdisziplinären Klinischen Behandlungspfades

Meeting Abstract

  • S. Kirschner - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Dresden, Germany
  • C. Wolf - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Bereich Klinische Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Dresden, Germany
  • K.-P. Günther - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Dresden, Germany
  • F. Krummenauer - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Witten, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 21.-24.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. DocWI56-96

doi: 10.3205/09dkou490, urn:nbn:de:0183-09dkou4901

Published: October 15, 2009

© 2009 Kirschner et al.
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Fragestellung: Die Einführung Klinischer Behandlungspfade stellt vor allem für "häufig" durchzuführende Eingriffe eine für Patient und Leistungserbringer lukrative Investition dar: Durch die Optimierung von Prozessen kann eine Senkung der Prozesskosten bei gleich bleibender und nicht selten steigender Prozess- und Ergebnisqualität der Versorgung erwartet werden. Um zu quantifizieren, wie weit die Einführung eines Klinischen Behandlungspfades "Knie-Totalendoprothetik" die Prozesskosteneffizienz und das Patienten-seitige Ergebnis des Eingriffs beeinflusst, wurde eine zweiarmige sequentielle Kohortenstudie implementiert.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie wurden vor Einführung eines Klinischen Pfades "Knie-Totalendoprothetik" für 132 Patienten (64% Frauen, medianes Alter 68 Jahre) vor und drei Monate nach dem Eingriff der WOMAC Arthrose-Index sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität (EQ-5D) bestimmt. Nach Einführung des Klinischen Pfades wurden für eine zweite Kohorte von 128 Patienten (56% Frauen, medianes Alter 69 Jahre) die gleichen Angaben erhoben. Für beide Kohorten wurde ferner eine Teilprozess-Kostendokumentation vorgenommen, um die real erbrachten Aufwendungen aus Perspektive der Leistungserbringer mit dem Patienten-seitigen Ergebnis (WOMAC) der Versorgung in Relation zu stellen. Zur Schätzung der Kosteneffektivität des Versorgungsprozesses aus Sicht der Leistungserbringer wurde die Änderung der Teilprozess-Kostensumme [€] nach gegenüber vor Pfad-Einführung dem entsprechenden Kohortenunterschied im WOMAC-Index [%] als Kosten-normierter Effekt [% pro 1000 € Investition] gegenüber gestellt.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Im Median ergab sich für die Kohorte vor Einführung des Klinischen Pfades eine Teilprozess-Kostensumme von 4303€ (Quartilspanne 4130–4660€), für die Kohorte nach Einführung des Pfades von 4194€ (4039–4429€). Die mediane Kostensenkung um 109€ pro Eingriff war statistisch signifikant (Wilcoxon p=0.002), ferner wurde durch die Einführung des Pfades die Streubreite der Prozesskosten reduziert (Quartilspannen von 530€ vor Pfad-Einführung versus 390€ danach). Die stärkste Kostenreduktion zeigte sich in der Einbindung der stationären Physiotherapie mit medianen Kosten von 407€ vor versus 355€ nach Einführung des Klinischen Pfades.

Gleichzeitig zeigten die beiden Kohorten mediane Anstiege des globalen WOMAC-Index von 39% (27–48%) vor versus 35% (24–45%) nach Pfad-Einführung (Wilcoxon p=0,120), entsprechend nicht signifikant verschiedenen Kosteneffektivitäten von im Median 9% WOMAC-Anstieg pro 1000€ vor Einführung des Pfades gegenüber 8% pro 1000€ nach Pfad-Einführung (Wilcoxon p=0,321).

Schlussfolgerung: Die Einführung eines multidisziplinären Klinischen Behandlungspfades "Knie-Endoprothetik" hat eine statistisch signifikante Steigerung der (Teilprozess-) Kosteneffizienz gezeigt bei sich nicht statistisch signifikant änderndem Patienten-bezogenen Ergebnis der Versorgung.