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Die kinematische Evaluation von Fußpathologien mit dem Heidelberger Fußmodell
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Die instrumentelle Ganganalyse ist ein etabliertes Verfahren zur Untersuchung pathologischer Gangveränderungen. Der Fuß wird hierbei als ein rigides Segment betrachtet. Die Darstellung der normalen und pathologischen Bewegungen des Fußes erforderte die Entwicklung eines multisegmentalen Modells, das die kinematischen Eigenschaften des Fußes besser abbildet (Simon et al. Gait Posture. 2006 Jun;23(4):399-400.). Dieser Beitrag soll die Leistungsfähigkeit des Modells in Genauigkeit und Detailgetreue im Vergleich klinischen Befund anhand ausgewählter Fußdeformitäten belegen.
Methodik: Zur Messung im Ganglabor wird ein standardisiertes Markerset mit 17 reflektierenden Markern (6,5 mm Durchmesser) am Fuß und Unterschenkel verwendet. Die Datenerfassung erfolgt mit einem Vicon-System mit 12 Infrarotkameras. Mindestens 10 Schritte werden für die weitere Auswertung der kinematischen Daten herangezogen. Grundlage ist ein in Heidelberg entwickeltes Fußmodell, welches den Fuß in verschiedene teilweise anatomisch und teilweise funktionell orientierte Segmente unterteilt. Es ermöglicht die getrennte Aufzeichnung von Bewegung des Rückfußes, die dynamische Erfassung des Fußlängsgewölbes, Vorfuß-Bewegung relativ zum Mittel- und zum Rückfuß, sowie weiterer kinematischer Parameter wie Metatarsalen- und Hallux-Bewegung. Hiermit läßt sich ein detailliertes Bild von normaler und pathologischer Fußfunktion erzeugen, das für eine klinische Interpretation direkt zugänglich ist. Es wurden Ganganalysen mit Patienten mit Fußerkrankungen unterschiedlicher Ätiologie (posttraumatisch, kongenital, neuromuskulär) durchgeführt und ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das Messprotokoll lässt sich für sämtliche typischen Fußdeformitäten reproduzierbar durchführen. Bei der Untersuchung von Veränderungen wie Knick-Platt-, Klump-, Spitz- und Hohlfuß wurden 12 Parameter des Modells als klinisch besonders relevant bewertet. Bei degenerativen Veränderungen wie OSG Arthrosen oder Tibialis posterior Rupturen konnten die charakteristischen Pathologien eindrucksvoll nachgewiesen werden. Auch operative Verfahren wie Arthrodesen oder Endoprothesenimplantation konnten objektiv evaluiert werden. Auch wenn Methoden mit auf der Haut applizierten Markern zur dreidimensionalen Bilderfassung immer eine gewisse Einschränkung an Reproduzierbarkeit und Genauigkeit gegenüber den klassischen bildgebenden Verfahren mit sich bringen, sind die Erkenntnisse, die durch die dynamische, funktionelle Untersuchung gewonnen werden als Ergänzung der statischen zu sehen. Die Ergebnisse bei den unterschiedlichen Fußpathologien entsprechen in vielen Fällen den klinischen Befunden. In manchen Fällen zeigt sich jedoch ein konträres Ergebnis. So wurde nach Arthrodese des OSG statt der kompensatorisch verstärkten Gelenkbeweglichkeit angrenzender Gelenke ein verminderter Bewegungsumfang registriert. Auch die Implantation einer Endoprothese führte zu einer verbesserten Bewegung nicht nur am OSG sondern auch in den angrenzenden Gelenken.