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MRSA – eine endemische Komplikationsdiagnose der chirurgischen Therapie: Können wir die Endemie noch vermeiden?
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Die MRSA-Inzidenz der Gesamtbevölkerung liegt in Europa bei über 30% in Südeuropa sowie 1,1% in Deutschland und 0,3% in Dänemark mit einem Mittel von 3,8%. Etwa 20% der Bevölkerung sind ständig und circa 60% intermittierend im Bereich der vorderen Nasenhöhle mit Staphylococcus aureus (SA) kolonisiert. Große Unterschiede existieren in der MRSA-Prävalenz unter hospitalisierten Patienten (1,7 bis 41,0%). Wichtige Risikofaktoren nosokomialer MRSA-Infektionen sind maschinelle Beatmung, Katheterzugänge sowie eine vorbestehende Kolonisation des Patienten. Weitere Risikofaktoren sind multiple oder ausgedehnte Krankenhausbehandlungen und chronische Wundheilungsstörungen.
Methodik: Im Zeitraum vom 01.01.2006 bis zum 31.12.2007 wurden in den berufsgenossenschaftlichen Kliniken "Bergmannstrost" 36.950 stationäre Patienten bezüglich ihres MRSA-Status auf einzelnen Stationen untersucht. Es schloss sich eine Evaluierung der 960 positiven MRSA-Befunde nach einzelnen Stationen an. Dabei wurden im Funktionsbereich für Septische und Rekonstruktive Chirurgie (SRUC) vorbekannte MRSA-Patienten oder neue MRSA-Fälle anhand eines neu entwickelten Surveillancesystems datentechnisch erfasst, isoliert und therapiert. Jeder positive MRSA-Fall wurde bezüglich seiner Relevanz für bestimmte Diagnose oder Therapieverfahren unter ökonomischen Gesichtspunkten ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In der gesamten Klinik lag die Rate positiver MRSA-Befunde bei ca. 13.000 Behandlungsfällen pro Jahr im langjährigen Mittel bei 1,69%. Die häufigsten positiven MRSA-Befunde fanden sich auf den Intensivstationen und der Frührehabilitation sowie der SRUC mit 15,3%. Auf den weiteren 2 Stationen der Traumatologie lag sie unter 0,5%. Auf der SRUC verteilten sich die positiven MRSA-Befunde auf 50,9% nosokomiale, 32,9% vorbekannte Fälle und 16,2% positive Screeningbefunde. Im Betrachtungszeitraum erhöht sich der Anteil bekannter Fälle von 32,4% auf 41,3% und der Anteil nosokomialer Infektionen verringerte sich von 54,1% auf 39,1%. ¼ der MRSA-Patienten wiesen eine chronische Osteitis auf und ⅕ der Patienten litt an einer Protheseninfektionen. Analog zu diesen Befunden zeigen diese Krankheiten mit 20% auch die höchste Prävalenz positiver MRSA-Befunde auf. Dadurch stieg die Behandlungsdauer von 30,48 auf 75,81 Tage sowie die Behandlungskosten von 339,16 €/Tag auf 689,52€/Tag.
Die MRSA-Prävalenz unserer Klinik ist im allgemeinen Kontext als sehr niedrig anzusehen, wenn auch die SRUC eine höhere Rate aufweist. Es konnte jedoch anhand eines neu entwickelten Surveillancesystems, welches konsequent angewendete Hygienemaßnahmen, Screening, Isolierung der MRSA-Patienten und Hochrisikopatienten sowie resistogrammgerechte Therapie beinhaltete, eine deutliche Reduktion der nosokomialen Infektionen gezeigt werden. Bei der Behandlung der Chronischen Osteitis und Wundheilungsstörungen konnte gezeigt werden, dass definitive Therapieverfahren im symptomfreien Intervall der MRSA-Kolonisation empfohlen werden können.