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Operative Behandlung der lumbalen und thorakalen Spondylodiszitis mit multilokulären Abszedierungen über einen rein dorsalen Zugangsweg beim vital-bedrohten septischen älteren Patienten – Prospektive 6-Jahres Ergebnisse von 32 Patienten
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Die Behandlungsstrategie der Spondylodiszitis richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung sowie dem Allgemeinzustand des Patienten. Bei älteren oder immunreduzierten Patienten können epidurale und extraspinale Abszedierungen eine lebensbedrohliche Situation darstellen die auch mit Operation eine hohe Letalitätsrate aufweisen. Neben Infektsanierung und Schmerzreduktion ist bei einem Eingriff die Reduktion der operativen Belastung ein wichtiges Ziel. In der vorliegenden prospektiven Studie wurde das rein dorsale, operative Vorgehen mit Abszessausräumung, transpedikulärer Drainierung und Stabilisierung als Therapieoption untersucht
Methodik: 32 Patienten (Alter 64 - 82) mit Spondylodiszitiden der BWS und LWS, epiduraler und extraspinaler Abszedierung sowie lebensbedrohlicher Sepsis wurden zwischen 2002 und 2007 operiert. 12 Patienten zeigten zentrale neurologische, 8 periphere Defizite. Alle Patienten hatten eine verminderte Knochendichte. Zur Verminderung der operativen Belastung erfolgte das rein dorsales Vorgehen mit epiduraler Dekompression, transpedikulärer Abszessausräumung, Drainierung und Sanierung der Weichteilinfekte. Weiterhin wurde eine extrafokale instrumentierte Stabilisierung durchgeführt. Postoperativ erfolgte eine Antibiose für mindestens 10 Wochen
Ergebnisse: Perioperativ verstarben 5 Patienten, im weiteren Nachuntersuchungszeitraum verstarben 6 Patienten an anderen Erkrankungen. Die mittlere Operationszeit betrug 127 Minuten. Bei allen Patienten bestand eine unspezifische Infektion, 7 Patienten zeigten zudem ein MRSA. 7 Patienten mussten aufgrund Wundheilungsstörungen oberflächlich revidiert werden. Im Untersuchungszeitraum kam es bei allen Patienten zu einer Infektausheilung. Ein Patient erlitt eine Wirbelkörperfraktur eines mit Pedikelschrauben versehenen Wirbelkörpers. Hier erfolgte eine Verlängerung der Stabilisierung. Bei 4 Patienten zeigte sich eine zunehmende Kyphosierung 5°. Alle Patienten sind unter Berücksichtigung des präoperativen Zustandes mobil und geben Rückenschmerzen auf der VAS zwischen 0 und 25 an. Alle standen einer ventralen Stabilisierung nach Infektausheilung ablehnend gegenüber
Schlussfolgerungen: Das rein dorsale Vorgehen beim vital-bedrohten septischen Patienten mit Spondylodiszitis und multilokulärer Abszedierung stellt eine Therapieoption dar, insbesondere wenn ein rein ventrales Vorgehen limitiert ist. Ein klinisch ausreichendes Ergebnis kann erreicht werden. Dennoch besteht eine hohe Letalitätsrate. Ein Nachteil kann die eingeschränkte Ausräumung des knöchernen Infektes sowie die unzureichende Rekonstruktion des Defektes sein. Zusammenfassend bietet das rein dorsale Vorgehen bei beschriebenem Krankheitsbild unter Berücksichtigung der lebensbedrohenden Situation und der Begleitumstände eine suffiziente Vorgehensweise bei diesem speziellen Patientenkollektivs. Bei jüngeren Patienten und gutem Allgemeinzustand ist die Rekonstruktion der ventralen Säule zu erwägen.