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Bestandsaufnahme zur Versorgung chronischer Rückenschmerzpatienten
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Wie wurden Patienten mit chronischen Rückenschmerzen 2007 behandelt?
Methodik: Der Status hinsichtlich Chronifizierung, algesiometrischer Parameter, durchgeführte Behandlungen und aktueller Medikation wurde bei 100 Patienten (52 w., 48 m., Durchschnittsalter 45,7 J.(29-66), die 2007 zur interdisziplinären Schmerztherapie aufgenommen wurden, ermittelt.
Ergebnisse: 2% befanden sich im Stadium I, 32% im Stadium II und 66% im Stadium II nach Gerbershagen. Die durchschnittlich angegebene Schmerzstärke VAS lag bei 7,06. Das Wohlbefinden (Herda und Schafenstein) lag bei 44% unter dem kritischen Wert. Auffälligkeiten beim affektiven Schmerzerleben zeigten 44% und beim sensorischen 16% der Patienten. Der ADS war bei 46% erhöht. Auffälligkeiten im PDI zeigten sich bei 32%. Bei Insgesamt 27% der Patienten bestanden Co-Morbiditäten (8%Depression, 6% depressive Episode bei Belastung, 6%Somatoforme Schmerzstörung, 4%Phopie). 80% der Patienten hatten regelmäßig Hausarztkontakt. 10% befanden sich in regelmäßiger Behandlung beim Neurologen und 40% beim Orthopäden. Psychotherapeutisch wurden 4% behandelt. Nur 10% der Patienten waren in Behandlung eines Schmerztherapeuten. In den letzten 3 Monaten erhielten 52% der Patienten keine KG oder physikalisch-balneologische Anwendungen. In der Gruppe der Patienten mit therapeutischen Maßnahmen (48%) erhielten 4 Patienten regelmäßig intravenöse Schmerztropfgaben. 10 Patienten erhielten regelmäßig Injektionen (i.m., Facetteninfiltrationen, CT- gesteuerte Injektionen(PDA)).Eine Kombination aus physikalisch-balneologischen Maßnahmen erhielten 40Patienten.Erfahrungen mit einem Schmerzbewältigungstraining hatten 2 Patienten und mit einem Entspannungsverfahren 8 Patienten. 23% (15m, 8w) Patienten erhielt keine medikamentöse Schmerztherapie, 26% (14m, 12w) eine Bedarfsmedikation und 51% (19m, 32w) eine regelmäßige Medikation. Bei der Bedarfsmedikation handelte es sich in 73% um eine Monotherapie (63,4% NSAR, 21,1% Opioid Stufe II-Tropfen, 10,5% Novaminsulfontropfen). Bei der Kombinations-Bedarfsmedikation (27%) in 3 Fällen um eine Kombination aus NSAR und unretardiertem Opioid Stufe II. In der Gruppe der Patienten mit regelmäßiger Medikation (51%, 19m, 32w) erhielten 37,3% der Patienten eine Monotherapie, 39,2% eine 2-er Kombination, 17,6% eine 3-er Kombination und 5,9% mehr als 3 Medikamente.Die unterschiedlichen Medikamentenkombinationen und geschlechtspezifische Unterschiede lassen sich graphisch darstellen.
Schlussfolgerungen: Die Behandlung chronischer Rückenschmerzpatienten zeigt auch 2007 noch deutliche Defizite. Obwohl sich 66% der Patienten im Chronifizierungsstadium III nach Gerbershagen befanden, hatten nur 2% der Patienten Erfahrungen mit Schmerzbewältigungstraining. Zu fordern ist der weitere Ausbau der interdisziplinären Therapie chronischer Rückenschmerzpatienten auf Basis eines bio-psycho-sozialen Behandlungsansatzes, der alle Ebenen des Schmerzerlebens in ein Behandlungskonzept einbezieht.