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Korreliert die maximale Kraftleistungsfähigkeit nach operativ versorgter intraartikulärer Calcaneusfraktur mit dem klinischen Ausheilungsergebnis?
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Ein wichtiges Ziel in der Rehabilitation operativ versorgter Calcaneusfrakturen ist neben der Wiederherstellung eines flüssigen Gangbildes die Verbesserung der Kraft der Unterschenkelmuskulatur durch Korrektur der postoperativen Muskelatrophie und sensomotorisch orientierte Kräftigung. Eine persistierende Muskelminderung des Unterschenkels wird vielfach beschrieben. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war, die Maximalkraft der Plantarflexoren und Dorsalextensoren des Unterschenkels mindestens 1 Jahr nach Calcaneusosteosynthese zu objektivieren und mit klinischen Outcomevariablen zu vergleichen.
Methodik: 54 Patienten (39 Männer, 15 Frauen) im Alter zwischen 20 und 78 Jahren konnten für die Studie rekrutiert werden. Bei der Eingangsuntersuchung wurden neben klinischen Parametern verschiedene validierte Outcomescores (AOFAS u.a.) erhoben. Anschließend wurde das Bewegungsausmaß der Sprunggelenke [ROM] und das maximale Drehmoment der Plantarflexoren [PF] und Dorsalextensoren [DE] dynamometrisch (unilateral beidseits) gemessen (Contrex MJ). Die Messungen erfolgten isometrisch in Neutral-Nullstellung sowie isokinetisch konzentrisch und exzentrisch bei 60°/s (5 Wdh.) [ISO, KON, EX]. Nach Mittelung der 5 Zyklen wurde die Differenz des maximalen Drehmoments von verletzter und unverletzter Seite [DM_diff] und das prozentuale Ausmaß der Kraft der verletzten Seite [DM%] berechnet. Zur Korrelation mit Umfangdifferenz und AOFAS wurde der Korrelationskoeffizient nach Pearson bzw Spearman [CC] herangezogen.
Ergebnisse: Es fand sich eine hohe Korrelation von AOFAS und ROM (CC=0,73, p0,001) bei geringer Korrelation von AOFAS und DM (CC=0,29-0,49) bzw. DM_diff (CC=0,24-0,38). Über die Gesamtgruppe zeigte sich die Reduktion der Maximalkraft des verletzten Beines insbesondere in PF (DM% ISO 77%, KON 69%, EX 79%) während sich in DE nur geringe Seitenunterschiede fanden (DM% ISO 95%, KON 90%, EX 97%). Erwartungsgemäß ergaben sich große individuelle Unterschiede jedoch keine Korrelation mit der Unterschenkelumfangdifferenz.
Schlussfolgerung: Sowohl der AOFAS Score als auch die Unterschenkelumfangdifferenz geben keinen guten Aufschluss über postoperative Probleme der Kraftleistungsfähigkeit. Eine objektivierbare Kraftmessung kann daher entscheidende Zusatzinformationen bei der Beurteilung funktioneller Defizite liefern. Die verbleibende Kraftminderung scheint insbesondere die Plantarflexion zu betreffen, was sich unter anderem durch eine Schonung des Abdrucks über den Vorfuß beim hinkenden Gang erklären lässt. Da sich interindividuell sehr unterschiedliche Defizite zeigten ist eine differenzierte Kraftmessung auf einem Dynamometer zur gezielten Beübung der atrophierten Muskelgruppen bzw. der betroffenen Muskelkontraktionsform in der Rehabilitation dieser Fraktur empfehlenswert.