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Evidenzbasiertes diagnostisches und therapeutisches Vorgehen nach Verletzung des oberen Sprunggelenks – Entwicklung eines Algorithmus
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Published: | October 9, 2007 |
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Fragestellung: Distorsionen des oberen Sprunggelenkes (OSG) zählen zu den häufigsten Verletzungen. Im Rahmen der Diagnostik werden meist Röntgenaufnahmen angefertigt, knöcherne Verletzungen bzw. Luxationen finden sich jedoch nur selten. Bisher existieren keine evidenzbasierten Empfehlungen im Sinne von Algorithmen für das diagnostische und therapeutische Vorgehen nach OSG-Verletzung. Ein rationales Management sollte das Risiko relevante Verletzungen zu übersehen minimieren, einen adäquaten Behandlungsvorschlag beinhalten und Belastungen für Patienten und Ressourcen begrenzen.
Methodik: Mittels systematischer Literaturrecherche in den Datenbanken von Cochrane, Medline sowie manueller Referenzrecherche sichteten wir relevante Veröffentlichungen zwischen 1950 und Januar 2007. Suchkriterien waren randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) sowie Metaanalysen von RCTs. Evidenzbasiert selektierten wir die Suchergebnisse und klassifizierten sie entsprechend ihrem Evidenzgrad.
Ergebnisse: Röntgenbilder sind nur anzufertigen bei entsprechenden Befunden nach der Ottawa Ankle / Foot Rule. Klinische Tests, speziell die verzögerte Untersuchung nach 3-4 Tagen mit abschwellenden Maßnahmen haben eine Sensitivität von ca. 96% und Spezifität von 84%. Die Integrität des Lig. talofibulare anterius wird mit dem vorderen Schubladentest geprüft, der Talus Tilt-Test untersucht sowohl das Lig. talofibulare anterius als auch das Lig. calcaneofibulare. Gehaltene Aufnahmen sind zur Diagnosefindung nicht notwendig. Mit dem Squeeze Test wird die vordere Syndesmose untersucht. MRT-Aufnahmen sind nur anzufertigen bei Beschwerdepersistenz länger als 4-6 Wochen. Bei Distorsionen Grad I und II erfolgt eine frühfunktionelle Therapie, bei Grad III ist eine funktionelle Behandlung einer Operation vorzuziehen, insbesondere im Hinblick auf die Zeit bis zur Rückkehr zur Arbeit. Eine Operation bei Instabilität kann sekundär mit gleichem Erfolg durchgeführt werden wie primär.Bei beiden Verfahren sind Bewegungsausmaß, Stabilität, Schmerzen und Wiederaufnahme sportlicher Aktivität gleich, bei der Operation treten signifikant mehr Komplikationen auf. Auch beim Leistungssportler ist die frühfunktionelle Behandlung die Therapie der Wahl. So früh als möglich sollte mit einer Cryotherapie begonnen werden. NSAR verbessern die Beweglichkeit, Schwellung und die Schmerzen. Propriozeptives Training verbessert die funktionelle Stabilität Die funktionelle Behandlung ist besser als die Ruhigstellung im Gips, eine Schienenbehandlung besser als ein elastischer oder Tapeverband.
Schlussfolgerungen: Der nach evidenzbasierten Kriterien entwickelte Algorithmus erfüllt aktuelle geforderte Standards, um die Behandlungsqualität frisch verletzter Patienten mit OSG-Distorsion zu maximieren. Auch durch seine nachvollziehbare Transparenz bietet er eine wesentliche Entscheidungshilfe in der Auswahl des adäquaten Vorgehens. Derzeit erfolgt eine Validierung in einer großen chirurgischen Notaufnahme.