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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 93. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 48. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

24. - 27.10.2007, Berlin

Verletzungshäufigkeit und –muster beim Rennradfahren. Ein traumatologischer Bericht von dem Hamburger Weltcup und Großereignis „Cyclassics“

Meeting Abstract

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  • W. Rathmann - Universitaetsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut fuer Rechtsmedizin, Hamburg, Germany
  • K. Püschel - Universitaetsklinikum Hamburg Eppendorf, Institut fuer Rechtsmedizin, Hamburg, Germany
  • P. Ueblacker - Universitaetsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik fuer Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 93. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 48. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 24.-27.10.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. DocW71-202

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dkou2007/07dkou739.shtml

Published: October 9, 2007

© 2007 Rathmann et al.
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Fragestellung: Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden alle verletzten Fahrer der 11. Hamburger Cyclassics-Radrennen 2006 mit einer Gesamtteilnehmerzahl von 20.000 registriert.

Methodik: Der Rettungsdienst, die versorgenden Kliniken sowie die Patienten wurden mit einem ausführlichen Fragebogen angeschrieben, die Verletzungen kategorisiert und Verletzungsraten aufgestellt.

Ergebnisse: Bei Helmpflicht trugen alle Teilnehmer zum Unfallzeitpunkt einen Fahrradhelm, andere Protektoren wurden nicht verwendet. 70 Verletzte (11,4% Frauen, 88,6% Männer) wurden erfasst darunter 2 Profis. Damit ergab sich eine Verletzungsrate von 0,35%. Das Durchschnittsalter betrug 44 (Range 19-73) Jahre. Insgesamt 193 Einzelverletzungen (Range 1-10) wurden registriert, 58,6% erlitten Mehrfachverletzungen. Der mittlere Maximum Abbreviated Injury Score (MAIS) betrug 1,31±0,73 (Range 1-4), der mittlere Injury Severity Score (ISS) 2,85±3,64 (Range 1-20). Schürfungen, Risswunden oder Prellungen (AIS 1-Verletzungen) standen mit 58,6% im Vordergrund. 97,1% Fahrer hatten nach ihrem Unfall das Rennen abgebrochen, 2,9% fuhren weiter. 11 Schädel- und 9 Gesichtsverletzungen (u.a. 2 Commotiones, 1 offene Nasenbeinfraktur), 3 Wirbelsäulenverletzungen (u.a. 1 LWK-1 Berstungsfraktur), 10 Thoraxverletzungen (u.a. 3 Rippenserienfrakturen, 3 Pneumothoraces) wurden behandelt. Die Extremitäten waren bei 91,4% betroffen, davon waren 82,8% einseitige und 17,2% beidseitige Verletzungen. 22 (30,9%) Fahrer hatten Frakturen (5 offen) erlitten, bei 9 zeigten sich Frakturen an mehreren Lokalisationen. Die oberen Extremitäten waren in 54,7%, die unteren in 9,4 und kombiniert obere und untere in 35,9% verletzt. Die häufigsten Verletzungen betrafen mit 45,7% den Schultergürtel (u.a. 11 Klavikulafrakturen, 4 ACG-Sprengungen, 2 Scapulablattfrakturen, 1 Acromionfraktur). An den unterenen Extremitäten zeigten sich lediglich Hämatome, Prellungen und Schürfungen. 25,7% der Verletzten wurden stationär aufgenommen, die mittlere Verweildauer betrug 6 Tage. 18,5% mussten operativ behandelt werden. Das mittlere Tempo der befragten Fahrer vor dem Geschehen lag bei 35-39 kmH. 90,3% der Unfälle fanden im Pulk statt, 9,7% stürzten allein. 42% der Befragten gaben an, erst 1-3 mal an Radrennen teilgenommen zu haben, der Rest 4-mal oder mehr (bis zu 10-mal). 67,7% der Unfälle ereigneten sich auf gerader, flacher Strecke. Ursächlich überwogen Verbremsungen sowie ein Auffahren oder ein Abdrängen bei Überholmanövern und Streckenverengungen. Die meisten Befragten stürzten auf die Seite, wenige über den Lenker.

Schlussfolgerung: Die geringen Verletzungen im Schädel-und Gesichtsbereich bestätigen den Sinn der Helmpflicht. Vorschläge zur Verletzungsprävention umfassen ein getrenntes Starten der Fahrer, eine Startzulassung nur mit Radsporterfahrung sowie den Auschluss von Alltagsrädern. Eine prospektive Erfassung der Verletzungen ist im nächsten Rennen geplant.