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Stellenwert der Kirschnerdrahtosteosynthese in der Behandlung der distalen Radiusfraktur bei multimorbiden oder dementen Patienten
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Published: | October 9, 2007 |
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Fragestellung: Die Altersstruktur von Patienten mit einer distalen Radiusfraktur zeigt eine deutliche Zunahme der Patienten mit einem Lebensalter von über 60 Jahren. Bei der Betrachtung der demografischen Entwicklung der Bevölkerung dürfte der Anteil an älteren Patienten mit einer distalen Radiusfraktur weiter ansteigen. Inwieweit bei diesen Patienten die zunehmende Komorbidität die Behandlungsstrategie und die Behandlungsverläufe beeinflusst, wurde in der vorliegenden Studie überprüft.
Methodik: Zwei Patientengruppen (Gruppe 1: Zeitraum 01’1993 – 12’1995; Gruppe 2: Zeitraum 01’2005 - 10`2006) mit isolierten distalen Radiusfrakturen, dienten als Studienkohorten. Alle Patienten wurden nach einem differenzierten Behandlungsschema behandelt. Geschlossene A3-, C1- und teilweise C2- Frakturen wurden mit einer Kirschnerdrahtosteosynthese behandelt. Die Kirschnerdrähte wurden über Hautniveau belassen. Die Nachuntersuchung erfolgte entweder an Hand der Aktenlage und telefonischer Befragung (n=256) oder einer retrospektiven Nachuntersuchung (n=344).
Ergebnisse: In der ersten Patientengruppe (n=344) betrug der Altersdurchschnitt 59,7 Jahre. In der zweiten Gruppe (n=256) stieg dieser auf 61,7 Jahre. Der Anteil der über 70 jährigen stieg von 20% bei der ersten Patientengruppe auf 32% bei der zweiten Patientengruppe. In der ersten Patientengruppe lag der Anteil an multimorbiden oder dementen über 70 jährigen Patienten, die mit einer Kirschnerdrahtosteosynthese behandelt wurden, bei 15,9% (n=11). In der zweiten Gruppe stieg dieser Anteil auf 19,5% (n=16). Unter diesen Patienten kam es in der ersten Gruppe bei einem Patienten zu einer Komplikation. Dieser entfernte sich die Kirschnerdrähte nach einer Woche selbstständig. In der zweiten Gruppe hatten 3 Patienten eine revisionspflichtige Osteitis am distalen Radius, wobei bei 2 Patienten letztendlich eine radiocarpale Arthrodese und im dritten Fall eine Verkürzungsosteotomie durchgeführt werden musste. Zusätzlich entfernten sich zwei Patienten selbstständig die Kirschnerdrähte vorzeitig. Zusammenfassend kam es in der ersten Gruppe bei den über 70 jährigen mulimorbiden bzw. dementen Patienten, die mit einer Kirschnerdrahtosteosynthese behandelt wurden bei keinem zur Ausbildung einer Osteitis und in der zweiten Gruppe bei 19%. Von allen unter 70 jährigen Patienten (aus beiden Untersuchungsgruppen n=254), die mit einer Kirschnerdrahtosteosynthese versorgt wurden, hatten zwei Patienten (0,01%) eine revisionspflichtige Osteitis des distalen Radius.
Schlussfolgerung: Bei der Behandlung von distalen Radiusfrakturen bei betagten Patienten sprechen Multimorbidität oder bestehende Demenz gegen eine Kirschnerdrahtosteosynthese mit nach außen heraus stehenden Kirschnerdrähten. Bei diesen Patienten sollte eine konservative Behandlung angestrebt werden oder bei ausgeprägten Fehlstellungen eine offene Reposition und Plattenosteosynthese durchgeführt werden.