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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 93. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 48. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

24. - 27.10.2007, Berlin

Prävalenz und Risikoprofil okkulter MRSA-Träger bei der Hospitalisation

Meeting Abstract

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  • M. Neumaier - Chirurgische Klinik und Poliklinik der TUM, München, Germany
  • I. Kappstein - Institut für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, München, Germany
  • M.A. Scherer - Abtl. Unfallchirurgie & Orthopädie, Amper Kliniken, Dachau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 93. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 48. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 24.-27.10.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. DocW45-132

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dkou2007/07dkou598.shtml

Published: October 9, 2007

© 2007 Neumaier et al.
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Fragestellung: Mit steigender MRSA-Prävalenz (RKI) stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit von generellen Screening-Untersuchungen bei Aufnahme, der Kosten-Nutzen-Analyse und nach validen Risikoprofilen, die es erlauben würden, nicht alle Patienten sondern nur Subgruppen zu screenen.

Methodik: PubMed Analyse und eigene prospektive Untersuchung: Nasenabstriche innerhalb von 48 h nach Aufnahme auf eine septische Station bei 643 konsekutiven Patienten, Erhebung der Basisdaten. Datenextraktion und Subgruppenanalyse aus Screening-Untersuchungen von insgesamt 39.980 Patienten

Ergebnisse: Im eigenen Krankengut kam es bei einer Prävalenz von 2,0% okkulter, klinisch asymptomatischer MRSA-Träger in keinem Fall zu einer endogenen Infektion (Übertragung in das Op-Gebiet/Wunde) oder einer Kreuzinfektion bei okkulter Kolonisation auf die Wunde eines anderen Patienten (PFGE "pulsed field gel electrophoresis" Analyse der Isolate). Die Kohortengröße der untersuchten Kollektive (10-90%ile) liegt zwischen 342 und 3.686 Patienten, die Prävalenz okkulter MRSA-Träger zwischen 1,3 und 9,5%. Etwa 50% wurden allein durch das screening aufgedeckt. Die odds ratio (OR) für einzelne Faktoren weist erhebliche Unterschiede bei den einzelnen Autoren auf, in der Reihung zur Definition eines Risikoprofils führen folgende Faktoren: 1-Kohortenbildung bei bekannter Infektion / Langzeitpfegeheim (OR 16,5 bis 36), 2-MRSA-Infektion in der Anamnese (OR 8,8 - 13,1), 3-Ulcera und Hautinfektionen (OR 2,9 - 5,1), 4-Zuverlegung aus anderem Krankenhaus (OR 2,4 - 4,5), 5-vorhergehende Hospitalisation innerhalb von 3 - 12 Monaten (OR 1,9 - 4,6), 6-vorausgehende i.v. Antibiose, hier insbesondere die Therapie mit Quinolonen (OR 2,1 - 4,1),7- Blasendauerkatheder oder Harninkontinenz (OR 2,0 - 3,8) und 8-Alter über 75-80 Jahre (OR 2,0 - 3,5).

Schlussfolgerungen: Bei einer in Deutschland niedrigen Prävalenz okkulter MRSA-Besiedelung, der fast fehlenden Autoinfektion bei gleichzeitig deutlichem Risiko (bis zu 17%) einer Kontamination bei Kohortenbildung fehlt der wissenschaftliche Beleg für ein generelles Screening aller Patienten bei Aufnahme ins Krankenhaus, gleichzeitig kristallisiert sich die Notwendigkeit eines selektiven screenings heraus: Hauptpool "aggressiver" MRSA ist wahrscheinlich das Krankenhaus und nicht der CA-MRSA ("community acquired"). Patienten mit Faktoren aus den ersten vier Untergruppen müssen auf MRSA gescreent werden, vorzugsweise mit PCR-Schnelltest. Die Faktoren 5 bis 8 sollten bis zum Vorliegen eines validierten Risiko-Scores ebenfalls einen Anlaß für ein Aufnahmescreening darstellen, hier reicht eventuell aus Kostengründen eine einfache mikrobiologische Kultur des Nasenabstriches.