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Kritische Nutzenanalyse der navigierten KTEP-Implantation
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Published: | October 9, 2007 |
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Fragestellung: Die Tatsache, dass in den vergangenen Jahrzehnten Knietotalendoprothesen durchschnittlich an jüngeren Patienten mit höherem Körpergewicht implantiert wurden, bedingt stärkere mechanische Belastungen auf das Implantat und erhöht somit die Bedeutung einer optimierten Implantationsgenauigkeit. Wir führten zwei prospektiv randomisierte Studien zur Beurteilung der computerunterstützten KTEP-Implantationstechnik durch.
Methodik: Es wurde eine Studie zum Vergleich der CT-basierten mit der CT-freien Navigationstechnik (50 Patienten, VectorVision® Knee, 2 Jahre Followup) und eine weitere Untersuchung zur Beurteilung des Nutzens der navigierten KTEP-Technik gegenüber der konventionellen (Multi-Reference™ 4-in-1, NexGen® Systems (Zimmer Inc., USA)) Implantation (200 Patienten, VectorVision® Knee CT-frei, 3 Monate Followup) durchgeführt. Alle Operationen erfolgten über einen parapatellaren chirurgischen Standardzugang. Präoperativ und drei Monate bzw. zwei Jahre postoperativ wurden die Patienten physikalisch (Insall Score Parameter, Stufentest, vorderer Knieschmerz, subjektives Instabilitätsgefühl und Patientenbeurteilung) und radiologisch (mechanische Beinachse, tibialer Slope, lateraler distaler Femurwinkel (LDFA), medialer proximaler Tibiawinkel (MPTA)) untersucht. Als Toleranzgrenze für die radiologischen Parameter wurden ± 3° festgelegt.
Ergebnisse: Beim Vergleich der CT-basierten mit der CT-freien Navigationstechnik zeigten die radiologischen Messkriterien keine signifikanten Unterschiede (Patientenanteil innerhalb des Toleranzbereiches Gruppe CT-basiert/Gruppe CT-frei: mechanische Beinachse 85,7/81,0%, tibialer Slope 95,2/90,5%, LDFA 100/95,2 %, MPTA 90,5/95,2%). In der Vergleichsstudie navigierte KTEP/konventionelle KTEP zeigten sich signifikant verbesserte Implantationsgenauigkeiten durch die Navigationsunterstützung. Der postoperative Blutverlust und die klinischen Ergebnisse drei Monate postoperativ zeigten keine signifikanten Unterschiede. Die Operationszeit war in der navigierten Patientengruppe um durchschnittlich 20 Minuten länger.
Schlussfolgerungen: Die Navigationstechnik führte zur Verbesserung der Implantationsgenauigkeit unabhängig davon, ob ein CT-basiertes oder CT-freies Navigationssystem verwendet wurde. Die kurzfristigen klinischen Ergebnisse zeigten keine Unterschiede zwischen der navigierten und konventionellen Implantationstechnik. Die Anwendung der Navigationstechnik führte zur Verlängerung der Operationszeit. Das Navigationssystem verursacht hohe Anschaffungskosten und Kosten pro Anwendung. Basierend auf diesen Erfahrungen stellen wir in folgenden Fällen die Indikation zur CT-freien navigierten KTEP: Adipositas, posttraumatische Femur- oder Tibiadeformitäten, in situ befindliches Osteosynthesematerial, weiter intramedullärer Femurkanal, präoperative Flexionskontraktur in Kombination mit reduzierter Röntgenbildqualität. Diese Indikationsstellungen werden mit entsprechenden Kasuistiken belegt.