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Die kombinierte Humerusschaft- und proximale Gelenkfraktur – welche Möglichkeiten bietet die intramedulläre Nagelung?
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Published: | October 9, 2007 |
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Die intramedulläre Verriegelungsnagelung hat bei der Humerusschaftfraktur zunehmende Anerkennung erfahren. In den letzten Jahren werden Marknagelsysteme auch mehr bei proximalen metaphysären Humerusfrakturen eingesetzt.
Fragestellung: Welche Möglichkeiten und Ergebnisse bietet die intramedulläre Nagelung mit einem winkelstabilen Titannagel in der Behandlung kombinierter proximaler Humerusfrakturen zusammen mit Schaftfrakturen?
Material und Methoden: Eine prospektive Untersuchung mit standardisiertem Studienprotokoll bezogen auf den “Unaufgebohrten Humerus Nagel (UHN) mit Spiralklinge“ konzentrierte sich auf mögliche Komplikationen und klinische Ergebnisse. 87 kombinierte Schaft- und proximale Humerusfrakturen wurden im Zeitraum 2000 bis 2005 mit diesem Implantat behandelt, wobei zusätzlich in 6 Fällen metaphysäre Zuggurtungen, in 4 Fällen diaphysäre Cerclagen und in 4 Fällen zusätzliche Schrauben Verwendung fanden.
Bei 9 Frakturen bestand die metaphysäre Komponente vom Typ-C (AO 11). 28 Patienten waren männlich, 59 weiblich, mittleres Alter waren 69 Jahre. Die Ergebnisse wurden nach dem Constant-Morley Score zusammen mit den Röntgenaufnahmen ein Jahr postoperativ bei 72 Patienten ausgewertet.
Ergebnisse: Bedeutende Komplikationen waren Perforationen der Humerusgelenkfläche durch Bolzen oder Spiralklinge(n=3), Schmerzen durch das Implantat (n=2), Fragmentdislokationen (n=1), Pseudarthrosen (n=1), Humeruskopfnekrosen (n=1), aber keine Wundinfektion (n=0). In zwei Fällen wurde bereits initial eine sekundäre Spongiosaplastik geplant, um eine geschlossene Nagelung durchführen zu können. Der Constant-Morley Score zeigte ein Jahr nach Operation einen Mittelwert der verletzten Seite von 71,2 und 88,4 der nicht-verletzten Seite.
Diskussion: Die Kombination aus diaphysärer und proximal-metaphysärer Fraktur des Humerus stellt eine besondere Herausforderung für den Operateur dar, da bereits die Versorgung isolierter proximaler Humerusfrakturen bis heute noch nicht in allen Fällen befriedigend gelöst ist. Für offene Verfahren wie die Plattenosteosynthese ist in der Regel ein langstreckiger Zugang erforderlich, mit entsprechenden biologischen Nachteilen. Die durchgeschobene Platte besitzt am Humerus aufgrund der neuro-vaskulären Topgraphie erhebliche Risiken. Die geschlossene Nagelung zeigt in unserer Studie gute klinische und radiologische Ergebnisse bei meist gering-invasiven Zugängen, wobei die verzeichneten Komplikationen vorwiegend die metaphysäre Typ-C Frakturkomponente betraf. Ist eine Cerclage für die Schaftkomponenete erforderlich, verwischt der Kontrast zur Plattenosteosynthese. Somit wird aktuell die Marknagelung bei metaphysär-diaphysären Humeruskombinationsfrakturen im eigenen Klinikum als Referenzeingriff eingestuft, ohne allerdings monoman zu agieren und ggf. die Alternative einer Plattenosteosynthese – insbesondere bei metaphysärer Typ-C Frakturkomponente - zu bedenken.