Article
Die kindliche Talusfraktur – eine Langzeituntersuchung über 15 Jahre
Search Medline for
Authors
Published: | October 9, 2007 |
---|
Outline
Text
Obwohl die kindliche Talusfraktur mit einer Inzidenz von 0,08% aller kindlichen Frakturen eine Besonderheit darstellt, ist sie die zweithäufigste Tarsalfraktur des Kindes. Die besondere klinische Bedeutung besteht im Risiko der Ausbildung einer avaskulären ossären Nekrose und der Gefahr der frühen posttraumatischen Sprunggelenksarthrose. Aufgrund der Seltenheit der Verletzung finden sich jenseits von Einzelfallberichten im Schrifttum nur wenige Serien, welche zudem durch Probleme der Heterogenität der verwandten Klassifikation und der angewandten Bewertungsschemata gekennzeichnet sind. Ziel der Untersuchung war es, durch prospektive klinische und radiologische Verlaufsuntersuchungen das Langzeitergebnis nach kindlichen Talusfrakturen einschließlich der Häufigkeit des Auftretens von posttraumatischen Arthrosen und Talusnekrosen darzustellen.
Dazu wurden die in unserer Klinik seit 1992 behandelten kindlichen Talusfrakturen nachuntersucht. Insgesamt konnten 10 Kinder mit Talusfrakturen in die Studie eingeschlossen werden, von denen 3 weiblich und 7 männlich waren. Damit handelt es sich um eines der größten derartigen Patientenkollektive im Schrifttum. Im Rahmen der Verlaufskontrolle erfolgte neben den nativradiologischen Standardprojektionen bei allen Patienten die Beurteilung intraossärer Perfusionsverhältnisse mittels MRT-Untersuchungen. Es erfolgte die Einordnung an Arthrose-Stadien und die Befunde wurden nach Zeichen der avaskulären Knochennekrose gemäß der ARCO Klassifikation eingeteilt.
Das Durchschnittsalter der 10 Patienten zum Zeitpunkt der Fraktur betrug 10,3 Jahre, bei einer Altersspanne von 3 bis 16 Jahren. Die Therapie erfolgte in fünf Fällen operativ und in fünf Fällen konservativ. Gemäß der Einteilung nach Linhart/Höllwarth handelte es sich um eine Typ I, fünf Typ II und vier Typ III Frakturen. Die klinische Verlaufsbeobachtung beträgt derzeit im Mittel 48,1 Monate bei einer Nachbeobachtungszeit zwischen 24 und 113 Monaten. Bei keinem der Patienten war eine klinisch relevante posttraumatische Arthrose im talotibialen Gebiet nachweisbar. Radiologische Zeichen einer posttraumatischen Knochennekrose waren bei 2 Patienten nachweisbar. Während es in einem Fall zu einer weitgehenden Revaskularisierung mit Ausbildung einer deutlich umschriebenen Osteochondrosis dissecans tali 10 Jahre nach der Fraktur gekommen war, zeigte sich bei einem anderen Kind ein Kollaps des Talusdoms 24 Monate nach dem Trauma.
Schlussfolgernd lässt sich feststellen, dass trotz des Regenerationspotentials des kindlichen Skelettsystems die posttraumatische Talusnekrose von besonderer klinischer Bedeutung ist. Das Auftreten von Sekundärkomplikationen eines Taluskollaps bis zu 15 Jahre nach Unfallereignis verdeutlicht ferner die Notwendigkeit der klinischen Langzeituntersuchung der betroffenen jungen Patienten.