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Mittelfristige Nachuntersuchung einer Hüfttotalendoprothese mit Metall-Metall-Gleitpaarung
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Published: | October 9, 2007 |
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Einleitung: Die Metall-Metall-Gleitpaarung (MoM) hat den Vorteil einer absoluten Bruchfestigkeit und eines minimalen Abriebes. Im Blutserum dieser Patienten findet sich jedoch immer eine erhöhte Konzentration der Metalllegierung (Chrom, Kobalt bzw. Molybden), im Blut und Harn der Patienten konstant über viele Jahre. Durch diese Metallionen werden Schädigungen der Chromosomen bzw. DNA, sowie eine hohe Zell-Toxizität nachgewiesen. Histologisch fanden sich lymphozytär-dominierte immunologische Gewebsreaktionen, vereinzelt wurden um Implantate massive Osteolysen, Ergussbildungen beschrieben. Bis heute konnten noch keine Malignombildung oder andere systemische Effekte gefunden werden. Allerdings wird von der Implantation von MoM bei Niereninsuffizienz abgeraten. Wegen eines gehäuften Auftretens von Revisionsfällen wurde die Patienten eines Jahres, die im Rahmen einer Primärversorgung eine HTEP mit MoM erhalten hatten, nachuntersucht.
Methodik: 161 von 173 1995 konsekutiv implantierte MoM Hüften (Kopf 28mm, Legierung low carbon), Alter bei der Implantation 63 Jahre (31-76 Jahre) wurden im Durchschnitt nach 94,5 Monaten (57-112 Monate) klinisch, radiologisch und unter Vorlage des HHS nachuntersucht.
Ergebnisse: Der HHS hat sich von 33 auf 95 Punkte verbessert. Allerdings fanden wir bei 36 Hüften (20,8%) klinisch, radiologisch oder histologisch deutliche Zeichen einer Metallose. 18 Hüften wurden bis 2005 revidiert. Ein Viertel der betroffenen Hüften hatten durchschnittlich 4 Jahre postoperativ eine Luxation. Typisch war der relativ milde Trochanter- oder Leistenschmerz ab dem 3. postoperativen Jahr und die oft tastbare inguinale Schwellung. Die meisten Patienten hatten einen trüben Erguss bis 150 ml. Die in Einzelfällen durchgeführte Analyse zeigte eine extreme Erhöhung der Metallionen. Die riesige Bursabildung, die unter dem Iliopsoas oder bis zur Symphyse reichte war oft massiv mit Nekrosen belegt und zeigte histologisch ausgeprägte perivasculäre Infiltrate von B- und T-Lymphozyten als Zeichen einer allergischen Reaktion.
Schlussfolgerung: Seit 1998 haben wir MoM mit einem hohen Carbonanteil verwendet und haben in der Zwischenzeit in einigen Fällen ähnliche Spätreaktionen gesehen, ebenso fanden wir dies bei Produkten von anderen Herstellern. Die histologischen Befunde waren ident, wie dies auch Willert bei unseren Präparaten bestätigte und in einer eigenen größeren Serie publiziert hatte. Da bisher keine Korrelation zwischen der positiven Hauttestung auf Metalle und der tiefen Gewebereaktion bekannt ist, raten wir trotz der mechanischen Vorteile einer MoM Gleitpaarung von der Implantation ab.