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Knorpelmineralisation bei fortgeschrittener Gonarthrose
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Published: | October 9, 2007 |
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Einleitung: Die Mineralisation von hyalinem Knorpel ist an der Wachstumsfuge physiologisch. Im Verlauf der Arthroseentstehung nehmen Chondrozyten Eigenschaften des Wachstumsfugenknorpels an, sie hypertrophieren und mineralisieren ihre Matrix. Die Häufigkeit und Art dieser pathologischen Mineralisation aufzuzeigen und die Diagnostik und klinische Auswirkung zu beschreiben ist Ziel dieser Untersuchung.
Methode: Untersucht wurden 38 Patienten, die während eines Zeitintervalls von 3 Monaten bei primärer Gonarthrose mit einer Kniegelenkendoprothese versorgt wurden. Der HSS-Score wurde praeOP erhoben und die Röntgenbilder auf Knorpelmineralisationen hin untersucht. Jeweils der med. und lat. Meniskus, ein ca. 1 cm2 großes Gelenkknopelpräparat aus der med. Femurkondyle nahe der Hauptbelastungszone sowie 2 ml Synovia wurden während der Prothesenimplantation gewonnen. Die Analyse der Synovia erfolgte mittels Phasenkontrast- und Polarisationsmikroskopie. Von Knorpel und Menisken wurden Kontaktradiographien in einem digitalen Mammographiegerät angefertigt (24KV,3.8mas) und die Ausdehnung der Mineralisation per Pixelanalyse 2-Dimensional gemessen. Die Mineralanalyse wurde mit einem Feldemissionsrasterelektronenmikroskop (FEREM), ausgestattet mit einem energiedispersivem Röntgendetektor (EDX) zur qualitativen Elementanalyse, durchgeführt (10 KV). Für EDX-Analysen konnten im Backscatter-Betrieb (BSE) die Mineraleagglomerate eindeutig von der umliegenden organischen Matrix unterschieden werden.
Ergebnisse: Zehn Röntgenbefunde (26,3%) zeigten Verschattungen auf Gelenkspalthöhe, die als Mineralisation gewertet wurden. Kontaktradiographisch konnte in allen 38 Gelenkknorpelpräparaten Mineralisationen identifiziert werden, die mittlere Ausdehnung betrug 1,7% (0,1%-25,2%) der untersuchten Knorpelfläche. Der lat. Meniskus war bei 22 (57,9%) der untersuchten Kniegelenke (n=38) mineralisiert (mittlere Mineralisationsfläche: 5,2%, 0,3%-27,2%), der med. Meniskus bei 27 (71,1%, mittlere Mineralisationsfläche 5,3%, 0,1%-32,6%). Die Größe der mineralisierten Fläche korreliert hoch signifikant mit der Abnahme des HSS Scores (p<0,01).
In den Mineralaggregaten aller untersuchten Menisken- und Gelenkknorpelpräparate konnten idiomorphe Kristalle mittels FEREM beobachtet werden. Die EDX Analyse zeigte zwei unterschiedliche Mineralphasen, wobei CPPD-Kristalle und Appatite auftraten. Die Mineralaggregate waren mit Zellclustern hypertropher Chondrozyten kolokalisiert. In der Synovia konnte bei 27 Pat. (71,1%) CPPD-Kristalle nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung: Die Mineralisierung des Knorpels ist bei Gonarthrose ein regelhafter Vorgang, der pathogenetische und klinische Bedeutung besitzt. Der Nachweis der Mineralisationen ist durch die teilweise nur submikroskopisch großen Nanokristalle schwierig und im Röntgenbild und Punktat oft gar nicht möglich. Der Zusammenhang zwischen hypertrophen Chondrozyten und Matrixmineralisation ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.