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Joint German Congress of Orthopaedics and Trauma Surgery

02. - 06.10.2006, Berlin

Diagnostik und Bedeutung neuromuskulärer Dysbalancen der Rückenmuskulatur als Ursache sportinduzierter Rückenschmerzen im Tennissport und ihre Therapie mit einem neuentwickelten funktionsgymnastischen Trainingsprogramm

Meeting Abstract

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  • T. Renkawitz - Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach, Germany
  • D. Boluki - Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach, Germany
  • J. Grifka - Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.14.1.1-132

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2006/06dgu0980.shtml

Published: September 28, 2006

© 2006 Renkawitz et al.
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Fragestellung: Mehr als 50% aller Freizeittennisspieler klagen über Rückenschmerzen während oder nach einem Tennisspiel, professionelle Turnierspieler begeben sich am Häufigsten wegen Rückenschmerzen in medizinische Behandlung. Der Zusammenhang zwischen sportinduzierten neuromuskulären Ungleichgewichten der Rückenmuskulatur und Rückenschmerzen sowie die Beeinflußbarkeit durch eine sportartspezifische Trainingstherapie erscheint unklar.

Methodik: Experiementelle Verlaufsstudie. Klinische, dynamometrische und oberflächenelektromyographische Untersuchung der lumbalen Rückenmuskulatur von 82 leistungsorientierten Freizeittennisspielern. Eine Trainingsgruppe von 70 Probanden führt im Anschluß selbständig anhand einer ausgearbeiteten Trainingsanleitung für durchschnittlich sieben Wochen ein neuentworfenes Trainingsprogramm der Rücken- und Rumpfmuskulatur durch. Kontrollgruppe mit 12 Probanden ohne Trainingsintervention. Klinische, dynamometrische und oberflächenelektromyographische Abschlußuntersuchung aller Probanden.

Ergebnisse: Neben ausgeprägten Einschränkungen der Wirbelsäulenbeweglichkeit und Muskelverkürzungen der hüft- und wirbelsäulennahen Muskulatur sind im oberflächenelektromyographischen Seitenvergleich über den lumbalen Anteilen des M. erector spinae deutliche neuromuskuläre Dysbalancen nachweisbar. Insbesondere im zur Schlaghand kontralateral gelegenen lumbalen Rückenbereich zeigt sich bei den Studienteilnehmern eine stark verringerte neuromuskuläre Leistungsfähigkeit. In der Trainingsgruppe zeigt sich nach Abschluß der Trainingstherapie ein vollständiger Ausgleich der vorher meßbaren neuromuskulären Dysbalancen. Die neuromuskuläre Leistungsfähigkeit verbessert sich über allen gemessenen Anteilen des M. erector spinae statistisch signifikant. Hüft-und wirbelsäulenah zeigt sich eine gesteigerte Gelenkbeweglichkeit und erhöhte muskuläre Flexibilität. Die Probanden berichten außerdem über eine signifikante Reduktion tennisinduzierter Rückenschmerzen, ein gesteigertes allgemeines Wohlbefinden und eine erhöhte sportliche Leistungsfähigkeit im Tennis. In der Kontrollgruppe sind keine derartigen Verbesserungen nachweisbar bzw. statistisch signifikant. Veränderungen von Meßdaten und Variablen im Vergleich zwischen Vor- und Nachuntersuchung werden mit dem Wilcoxon Rangsummentest und dem Chi-Quadrat nach Pearson auf auf statistische Signifikanz geprüft. Intraindividuelle Vergleichsstatistik.

Schlussfolgerung: Mit der vorgestellten Arbeit existieren erstmals Meßdaten über neuromuskuläre Dysbalancen der Rückenmuskulatur im Tennissport und ein objektivierbarer Nachweis der Effektivität einer funktionsgymnastischen Trainingstherapie für Tennisspieler. Insbesondere vor dem sozioökonomischen Hintergrund hoher Behandlungskosten sportinduzierter Rückenschmerzen kann das vorgestellte Rückentrainingsprogramm zukünftig als kostenneutrales Therapie- und Präventionskonzept empfohlen werden.