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Die inverse Prothese als Revisionsimplantat bei fehlgeschlagener Hemiarthroplastik
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Konventionelle Hemiprothesen bei Omarthrose sind seit Jahrzehnten bewährt und liefern funktionell gute Ergebnisse bei weitgehender Schmerzfreiheit. Fortschreitende Rotatorenmanschetteninsuffizizienz führt im Verlauf jedoch oft zum Verlust der glenohumeralen Stabilität und zur schmerzhaften ant. –sup. Migration des Drehzentrums mit erheblicher Bewegungseinschränkung. Bei Frakturprothesen entsteht durch Osteolyse oder Pseudarthrose der Tubercula oft ein ähnliches Beschwerdebild. Die vorgestellte prospektive Arbeit soll die Ergebnisse von Revisionsoperationen mittels inverser Prothese bei insuffizienten Hemiprothesen (Delta III) aufzeigen.
Methodik: Zwischen 1.8.1997 und 31.1.2005 wurden 40 insuffiziente Hemiprothesen auf inverse Implantate (Delta III) gewechselt. Im Rahmen einer prospektiven klinischen Studie standen 26 Patienten (OP Zeitraum 1997-2004; 9 m, 17 w; durchschnittliches Patientenalter zum Operationszeitpunkt 71 Jahre) zur klinischen und radiologischen Nachuntersuchung zur Verfügung. Indikationen für den Primäreingriff waren Mehrsegmentfrakturen (n=21), Omarthrosen (n=4) und chronische Instabilität (n=1). Indikationen zur Revision waren in allen Fällen komplette Rotatorenmanschetteninsuffizienz bzw. Osteolyse oder Pseudarthrose der Tubercula mit gravierendem Funktionsausfall und ant.-sup. Migration des Schulterdrehzentrums.
Ergebnisse: Der Constant Score konnte nach der mittleren Nachuntersuchungszeit von 38 (12 –72) Monaten und durchschnittlich 3,3 (2-8) Voroperationen von präoperativ 16,9 auf 43,1 Pkt mit einem alters- und geschlechtsadaptierten Prozentsatz von 62% verbessert werden. Subjektiv bei allen Patienten Schmerzfreiheit oder nur geringe Schmerzen. Klinisch gute funktionelle Ergebnisse für Abduktion und Flexion (durchschnittlich über der Horizontalen), Innenrotation durchschnittlich bis S1, regelhaft keine wesentliche aktive Außenrotation. Die Kraftentwicklung konnte zwar von 0,2 auf 5 Pkt im Constant Score verbessert werden, muss aber trotzdem als schlecht bewertet werden. Bei einer Komplikationsrate von 15% wurden Glenoidnotching (n=2), Wundinfektionen (n=2) und revisionsbedürftige Instabilitäten (n=2) beobachtet.
Schlussfolgerung: Die Revision fehlgeschlagener Hemiprothesen mittels inverser Prothese als „salvage-procedure“ ist sehr anspruchsvoll und komplikationsträchtig. Dennoch kann bei präoperativ erheblichem Schmerzbild und nahezu kompletten Funktionsausfall eine deutliche Verbesserung des Constant Scores erzielt werden. Dabei ist postoperative Schmerzfreiheit positiv schlechter Außenrotationsfähigkeit und Kraftentwicklung gegenüberzustellen. Nach Meinung der Autoren ist das funktionelle Outcome von der Zahl der Voroperationen, vorbestehender neurologischer Läsionen, Größe knöcherner Defekte und Zeitpunkt der Indikationsstellung abhängig.