gms | German Medical Science

Joint German Congress of Orthopaedics and Trauma Surgery

02. - 06.10.2006, Berlin

Latenzveränderungen dermatomal Laser Evozierter Potentiale: Ein elektrophysiologisches Prognosekriterum der monosegmentalen Wurzelläsion. Prospektive Studie an 54 Patienten

Meeting Abstract

  • M. Quante - Klinik für Orthopädie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Marburg, Marburg, Germany
  • M. Hauck - Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie, Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg, Germany
  • E. Hille - Orthopädie und Unfallchirurgie, AK Eilbek, Hamburg, Germany
  • M. Gromoll - Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie, Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg, Germany
  • J. Lorenz - Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie, Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.5.3-1702

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2006/06dgu0826.shtml

Published: September 28, 2006

© 2006 Quante et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Fragestellung: Dermatomal Laser Evozierte Potentiale (dLEP) sind aufgrund neuroanatomischer Voraussetzungen anderen evozierten Potentialen in der Diagnostik von Hinterwurzelläsionen überlegen. Die Möglichkeiten zur Objektivierung einer Hinterwurzelläsion sind nachgewiesen. Die Frage dieser Arbeit war, ob typische Veränderungen der dLEP, wie sie bei Wurzelläsionen gemessen werden können, auch eine prognostische Relevanz für den weiteren Verlauf der Radikulopathie haben..

Methoden: 54 Patienten mit akuter, klinisch und bildgebend hart definierter Radikulopathie (< 10 Wochen) wurden eingeschlossen. Es wurden zum Zeitpunkt T0 im betroffenen Dermatom und dem identischen Dermatom der Gegenseite über je 80 leicht schmerzhafte Laser-Stimuli (Aktivierung des Schmerzfaser-Systems) durch Mittelbildung LEP induziert und im Seitenvergleich intraindividuell ausgewertet. Eine neurophysiologische Testbatterie (NT) und validierte Fragebögen wurden ebenfalls aufgezeichnet, um die Beeinträchtigung der Patienten zu erfassen. Die Messungen wurden 3 Monate später wiederholt (T1). Bei T1 wurden zusätzlich klinische Kriterien der Persistenz der Wurzelreizung definiert: ein positives Laségue-Zeichen, eine persistierende Ischialgie sowie ein subjektiv eingeschränktes Gesundheitsgefühl (nach VAS). In einer Diskriminanzanalyse wurde prädiktive Faktoren der dLEP hinsichtlich der Persistenz der Wurzelreizung analysiert.

Ergebnisse: Bei 33 (61%) Patienten fanden sich signifikante Auffälligkeiten der dLEP Amplitude, bei 5 (9,3%) Patienten der Latenz. Signifikante Prädiktoren für eine persistierende Ischialgie waren die LEP-Amplitude (F = 4,5, p = 0,007) und – deutlicher – die Latenz (F = 3,2, p = 0,001). Für einen subjektiv schlechter empfundenen Gesundheitszustand fand sich die Latenz (F = 6,2, p = 0,03). Für die Kriterien „Persistenz positives Laségue-Zeichen und Ischialgie“ fand sich die Latenz (F = 8,2, p = 0,006) ebenso wie für die Persistenz aller drei Kriterien (F = 9,1, p = 0,004).

Schlussfolgerung: Erstmals konnte gezeigt werden, dass dLEP nicht nur eine segmentspezifische Diagnostik der Hinterwurzelläsion erlauben, sondern dass in erster Linie anhand von Latenzveränderungen auch prognostische Kriterien erarbeitet wurden. Als objektives und quantifizierbares Kriterium sind die dLEP auch für die Erarbeitung prognoseorientierter Therapieabläufe besonders interessant. Da der Nachweis der entsprechenden Veränderungen bereits in frühen Krankheitsstadien möglich ist, erscheint diese Option besonders wertvoll. Da bislang die Therapieentscheidung gerade bei der Wurzelläsion anhand des eintretenden Verlaufes – also letztlich ex post – gefällt wird, wäre eine frühe prognoseorientierte Diagnostik wünschenswert. Nächste Studien werden daher einen entsprechenden Ansatz verfolgen.