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Minimalinvasiver Zugang versus Standardzugang in der Knietotalendoprothetik – erste Ergebnisse einer prospektiven, randomisierten Studie
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Nachdem minimalinvasive OP-Verfahren in der Knieendoprothetik zunächst dem unikompartimentellen Kniegelenksersatz vorbehalten waren, zeigen sich aktuell zunehmende Bestrebungen, auch die bikondyläre Oberflächenprothese über einen minimierten Zugang einzubringen. Ziel ist eine Reduktion der Zugangsmorbidität durch Schonung von Weichteilen und Streckapparat mit schnellerer Rehabilitation und verbessertem Bewegungsumfang. Trotz hohem Interesse, nicht zuletzt bei Patienten, liegen bislang in der Literatur nur wenige Daten diesbezüglich vor. Im Rahmen einer prospektiven, randomisierten Studie wurde daher das prä- und postoperative Outcome von Patienten mit minimalinvasivem versus konventionellem Zugang in der Knietotalendoprothetik untersucht.
Methodik: Von 7/2004 bis 9/2005 wurde bei 47 Patienten mit Gonarthrose ein bikondylärer Oberflächenersatz (Typ Genesis II, Smith & Nephew) am Kniegelenk vorgenommen. Die Randomisierung ergab in 25 Fällen eine Implantation über einen Standardzugang (Gruppe STD), in 22 Fällen wurde minimalinvasiv implantiert (Gruppe MIS). Prä- und postoperativ sowie nach 6 Wochen wurden die Patienten klinisch und radiologisch untersucht. Anhand des Knee Society Scores (KSS) wurden verschiedene Funktionsparameter wie Bewegungsumfang, Gehstrecke und Stabilität überprüft. Mit Hilfe des KSS wurden Angaben zum Schmerzniveau erhoben. Konventionelle Röntgenbilder wurden im Hinblick auf Achs- und Winkelverhältnisse sowie Lockerungszeichen ausgewertet.
Ergebnisse: Bezüglich der Parameter Alter, Größe und Gewicht ergaben sich in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Der präoperative ROM lang in der MIS-Gruppe mit 117.7 ± 12.5 signifikant höher als in der STD-Gruppe (ROM 105.2 ± 11.8). Die Patienten der MIS-Gruppe gaben präoperativ deutlich weniger Schmerzen an, bei der Gehstrecke ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Zum Zeitpunkt der Entlassung war die Beweglichkeit in beiden Gruppen vergleichbar (MIS 89.1 ± 6.5, STD 90.0 ± 5.8). In bezug auf Gehstrecke und Schmerzniveau zeigten sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede. 6 Wochen postoperativ hatte sich der Bewegungsumfang in beiden Gruppen um etwa 10° verbessert (MIS 100.7 ± 8.5, STD 98.9 ± 10.7) bei rückläufiger Schmerzsymptomatik. Die Gehstrecke hatte zugenommen. Signifikante Unterschiede zeigten sich bei der Analyse der 6-Wochen-Daten nicht.
Schlussfolgerung: Trotz präoperativ besserer Ausgangswerte erbrachte die minimalinvasive Implantationstechnik im vorliegenden Patientengut bislang keinen Vorteil im Hinblick auf Funktion und Schmerz im Vergleich zum Standardzugang. Weitere kritische Analysen unter Berücksichtigung intraoperativer und radiologischer Parameter sowie eine Evaluation 1 Jahr postoperativ werden folgen.