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Ein Streif am Horizont – Werden Polytraumen doch bezahlbar?
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Seit der Einführung der DRGs werden von den Fachgesellschaften jährliche Anpassungsvorschläge zur Weiterentwicklung des Systems gestellt. So konnte in den vergangenen Jahren die Vergütung der aufwendigen Polytraumen deutlich und kontinuierlich verbessert werden. Seit dem System 2006 werden insbesondere die Mehrfacheingriffe besser berücksichtigt. In den vergangenen Jahren konnte das Defizit einer Polytrauma-Behandlung daher im Durchschnitt von ca. 7.500 € auf 3.500 gesenkt werden. Ziel dieser Untersuchung ist es, herauszufinden, ob weitere Verbesserungen im Bereich der Polytrauma-Versorgung in das G-DRG-System 2006 eingeflossen sind.
Methodik: Im Jahre 2005 wurden in unserer Klinik der Maximalversorgung 114 Patienten in eine Polytrauma-DRG der MDC 21A und weitere 40 Patienten in eine der Langzeit-Beatmungs-DRGs des Systems 2005 gegroupt. Erlöse wurden aus den ermittelten Relativgewichten und der zusätzlichen Abrechnung etwaiger Zusatzentgelte, bzw. Abzügen durch Verlegungsabschläge errechnet. Dieselben Patienten wurden dann mit dem Fallpauschalen-Katalog 2006 den jetzt gültigen DRGs zugeordnet. Es wurde dann der zu erwartende Erlös der beiden Systeme miteinander verglichen.
Ergebnisse: Die 154 Patienten wurden im System 2005 17 verschiedenen DRGs zugeordnet, im System 2006 sogar 21 DRGs. Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt sowohl die Verteilung als auch die unterschiedlichen Deckungsbeiträge der Polytrauma-DRGs der MDC 21A.
Es hat also eine Zunahme der Relativgewichte um 24,89 gegeben. Dies ergibt in unserer Klinik einen Mehrerlös von 74.179 €. Auch in den Langzeit-Beatmungs-DRGs A07B – A13D konnte ein Zugewinn von 27,83 Relativgewichten entsprechend 82.975 € erzielt werden. Auffällig war, dass nur 1 Patient in die neu geschaffene DRG W36Z, Intensivkomplexbehandlung gegroupt werden konnte. Insgesamt konnten bei der schwerverletzten Patientengruppe 209.662 € an Zusatzentgelten abgerechnet werden.
Schlussfolgerung: Auch im System 2006 konnte eine erneute Aufwertung der Hochleistungsmedizin nachgewiesen werden. Aufwendige Patienten landen häufiger in besser vergüteten DRGs. Die Relativgewichte der hochbewerteten DRGs haben sich im dritten Jahr in Folge noch einmal verbessert. Da dies zu Lasten der „einfacheren“ DRGs geschieht, hat sich das lernende System erneut bewährt und trägt damit auch zu einer Unterstützung von Hochleistungsmedizin bei. Da die Kostenanalyse der Patienten des Jahres 2005 nach der Bundeskalkulation noch nicht vorliegt, muss die Bewertung der Erlössituation hinsichtlich der Deckungsbeiträge noch vorsichtig betrachtet werden. Die kontinuierliche Vorschlagsarbeit zur Anpassung des Systems zeigt jedoch sichtbare Erfolge.