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Joint German Congress of Orthopaedics and Trauma Surgery

02. - 06.10.2006, Berlin

Die Behandlung des Komplexen Beckentraumas im 10 Jahresvergleich

Meeting Abstract

  • G. Tosounidis - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany
  • U. Culemann - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany
  • J. Holstein - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany
  • T. Pohlemann - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.3.5.2-1303

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Published: September 28, 2006

© 2006 Tosounidis et al.
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Fragestellung: Durch die Definition des Komplextraumas bei Beckenverletzungen ist es gelungen, die bezüglich der Überlebensrate kritischen Patienten klar zu definieren. Komplexverletzungen des Beckens sind trotz Verbesserung der klinischen Erstversorgung weiterhin mit einer hohen Letalität vergesellschaftet. Aus der weltweit größten Datensammlung für Beckenverletzungen der Arbeitsgruppe Becken I (1991-93) wurden neben epidemiologischen Daten, die Häufigkeit, Letalität und Verletzungsmuster beschrieben (Pohlemann, 1996). Ziel der vorliegenden Untersuchung war es zu evaluieren, in wie weit sich der Trend zur Verbesserung der Überlebensrate nach schweren Verletzungen auch für die spezifische Gruppe der komplexen Beckentraumen, in einem 10 Jahresvergleich, nachweisen lässt.

Methoden: Patientengut AG Becken I (1991-1993; 10 Kliniken): 1722 Patienten mit Beckenring- und Azetabulumfrakturen, AG Becken II: 2569 Patienten (1998-2002, 22 Kliniken). Retrospektive Analyse der Epidemiologie, des Notfallbehandlungsregimes, der operativen Versorgungen sowie der Überlebensrate bezogen auf den Beckenring mit Komplextrauma.

Ergebnisse: Komplexverletzungen traten bei der AG Becken I insgesamt bei 109 isolierten Beckenringverletzungen (Gesamt 160/1722 = 9,3%) auf. Verteilung AO Typ A 21, B 44, C 89. Geschlechtsverteilung Frauen zu Männern 0,4:1, Durchschnittsalter 34,4 Jahre, PTS 28,5; Op-Rate 55%; Letalität bezogen auf die Komplexverletzungen 21,1%, Gesamtletalität: 7,9%. Notfalltherapie insgesamt bei 165 Patienten (9,5%).Bei der AG Becken II traten in 227 Fällen Komplextraumata insgesamt auf (227/2569). Komplextraumata bei isolierten Beckenringverletzungen in 168 Fällen. Frakturverteilung AO Typ A 21, B 44, C 103. Durchschnittsalter 37,6 J (5-86 J.), PTS 33,8; OP-Rate 67%; Letalität 22,6%; Geschlechtsverteilung Frauen zu Männern 0,4:1; Gesamtletalität 5 %. Notfalltherapie bei komplexen Beckenringverletzungen: 56,6 % (95/168 Patienten) (Gesamt: 281/2569 = 11%). Behandlungsmaßnahmen bei Notfalltherapie: Beckenzwinge 28, Laparotomie 45, Fixateur externe 42, Notfall Op Becken 28, Embolisation 4.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigten eine bleibend hohe Letalität von 21 % nach Komplextrauma bei gleichzeitig sinkender Gesamtletalität nach Beckenring- und Acetabulumfrakturen im Beobachtungszeitraum von 7,9 % AG I auf 5 % AG II 10 Jahre später. Es konnte jedoch ein deutlicher Anstieg der Verletzungsschwere gemessen am PTS und eine erhöhte Operationsrate registriert werden. Ursache hierfür ist sicherlich die erhöhte Sensibilisierung durch klare Definition des Komplextraumas und eine Verbesserung der intensivmedizinischen Stabilisierungsmöglichkeiten.Diese Auswertung zeigt an, dass die Primärbehandlungskonzepte des komplexen Beckentraumas noch diskutiert werden müssen. Die Verbesserung der Überlebensrate kann sicherlich nur durch eine Vereinheitlichung und prospektiver wissenschaftlicher Evaluation konkurrierender Behandlungskonzepte erreicht werden.