Article
Einfluss des Operationszeitpunkts bei der Schenkelhalsfraktur auf Frühkomplikationen und Mortalität - Eine Analyse von 30254 Fällen
Search Medline for
Authors
Published: | September 28, 2006 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Untersucht wird die Mortalität während des stationären Aufenthalts sowie Frühkomplikationen nach operativer Versorgung von Schenkelhalsfrakturen bei über 60jährigen Patienten.
Methodik: Untersucht wurden 30254 Patienten, die sich in Westfalen-Lippe zwischen 1993 und 2000 eine Schenkelhalsfraktur zugezogen und innerhalb von 14 d nach dem Unfall operiert wurden. Der Einfluß des Operationszeitpunkts (0-1. d, 2.-3. d, 4.-5. d, 6.-14. d und 15 und mehr d) auf Frühkomplikationen und die Mortalität wurde erfasst. Genauer untersucht wurden neben der Mortalität während des stationären Aufenthalts pulmonale, thrombembolische und kardiovasculäre Frühkomplikationen sowie das Auftreten eines Apoplexes, Harnwegsinfekts, Ileus, Hämatoms und Nachblutung, Infektion, Nervenläsion, Osteitis, Implantatfehllage und –bruch und die Luxationshäufigkeit bei Endoprothesen. Getestet wurde, ob zum jeweiligen Operationszeitpunkt über die Jahre 1993 bis 2000 Veränderungen bei den Komplikationsraten erzielt werden konnten und, ob die Gesamthäufigkeit z.B. der Mortalität über die Jahre 1993 bis 2000 Unterschiede in Abhängigkeit vom Operationszeitpunkt zeigt. Die Daten wurden mit Hilfe eines standardisierten Erhebungsinstrumentes gewonnen, das im Zeitraum zwischen den Jahren 1993 bis 1999 konstant blieb. Im Jahre 2000 kam eine modifizierte Version zum Einsatz. Die erhobenen Daten wurden an die Ärztekammer weitergeleitet und dort ausgewertet. Nach Berücksichtigung definierter Ausschlusskriterien wurden die Daten von 30254 Patienten (77,44% der Gesamtheit) in die Untersuchung aufgenommen. Die statistische Bewertung fand nach dem Chi-Quadrat-Test bzw. nach Krauskal und Wallis statt.
Ergebnisse: Statistisch abgesicherte Einflüsse des Operationszeitpunkts wurden für die Mortalität nachgewiesen, wenn am 0. bis 1. d operiert wurde. Hier findet sich ein signifikanter Abfall von 1993 (8,8 %) bis 2000 (5%). Der Mortalitätsrückgang ist bei den anderen Operationszeitpunkten nicht nachweisbar. Die Mortalität pro Operationszeitpunkt von 1993 bis 2000 summiert zeigt dagegen keinen statistisch belegbaren Unterschied. Weniger Revisionsoperationen wurden bei am 2.-3. oder am 4.-5. d nach dem Unfall Operierten nachgewiesen, außerdem für den Revisionsgrund Serom/Hämatom oder Nachblutung. Hier waren weniger Revisionen erforderlich, wenn am 2. oder 3. d operiert wurde.
Schlussfolgerungen: Frühkomplikationen liefern keine entscheidende Handlungsgrundlage, um die Operation der Schenkelhalsfraktur zum Notfall erklären zu müssen. Dies sollte aus Gründen der bekannten Spätkomplikationen (Kopfnekroserate bei kopferhaltenden Operationen) jedoch weiterhin erfolgen. Die Mortalitätsrate bei sofort Operierten sank statistisch signifikant von 1993 bis 2000. Die in der Leitlinie postulierte dringliche Indikation wird auch im Fall der nicht kopferhaltenden Operation durch die hier präsentierten Ergebnisse bestätigt. Eine Notfallindikation innerhalb von 6 Stunden ist allerdings nicht gegeben.