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Verletzungen der unteren Bewegungssegmente an der menschlichen Halswirbelsäule: posttraumatische Veränderungen in Histologie und Ultrastruktur
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Degenerative Veränderungen zeigen sich nach neuesten Untersuchungen vor allem im Bereich des Nucleus Pulposus (NP) mit Clusterformationen und Gefäßeinsprossung. Nach unseren Untersuchungen werden pathomorphologische Veränderungen nach Trauma im Bereich des Anulus Fibrosus (AF) sowie der Endplatte gesehen. Es stellte sich die Frage nach einem zeitlichen Ablauf von diesen Veränderungen.
Methoden
Der AF, sowie wenn möglich die angrenzende Endplatte, von vierzig an der unteren Halswirbelsäule (HWS) verletzten Patienten, wurde intraoperativ entnommen und innerhalb von zehn Minuten für die Lichtmikroskopie (LM) und Transmissionselektronen-Mikroskopie (TEM) fixiert. TEM Präparate wurden von außen nach innen (A-D) zum NP hin separat fixiert. Die Einbettung erfolgte für die LM in Methylmethacrylat, für die TEM in Araldit. Viabilitätsuntersuchungen mit Trypanblau wurden wenn möglich zusätzlich durchgeführt.
Die Art der Verletzung der unteren HWS wurde entsprechend der Klassifikation nach Magerl dokumentiert.
Ergebnisse
In den ersten zwei Tagen nach Unfall wurden zwischen 70 und 90% tote Zellen im äußeren AF gefunden. Ultrastrukturell wurden im äußeren Bereich nahe des Längsbandes Zellreste in einer komplett destruierten Matrix bei nahezu allen Patienten nachgewiesen. Im angrenzenden Knochen zeigten sich Risse und Einblutungen. Nahe des NP konnten stark osmiophile Zellen gefunden werden, die teils auch Apoptose ähnliche Veränderungen zeigten. Nach der ersten Woche nach Trauma zeigen sich im AF in geschädigten Arealen erste Clusterformationen. Ultrastrukturell präsentieren sich die Zellen deutlich besser, neben vorhandenem Zelldentritus. Erste Anzeichen von Erholung fanden sich auch im Knochenmark. Nach drei Wochen nach Unfall lassen sich im Bereich der Endplatte erste Clusterformationen nachweisen. Erste zarte Gefäßeinsprossung in den AF vom Bereich des Längsbandes aus werden nach vier Wochen gesehen. Erst nach 4-5 Monaten lassen sich Gefäßeinsprossungen und Granulationsgewebe im Bereich der Endplatte zum AF hin nachweisen. Diese Veränderungen sind auch noch Jahre nach einem Unfallgeschehen zu sehen.
Schlussfolgerungen
Degerenative Veränderungen lassen sich vor allem im NP lichtmikroskopisch nachweisen. Das Auftreten von Clusterformationen im Bereich des AF sowie der angrenzenden Endplatte zeigte sich bei unserem Patientengut ausschließlich nach Trauma. Gefäßeinsprossung und Granulationsgewebe im AF konnte nach Monaten bei posttraumatischen Patienten gefunden werden. Ob es generell zu einer Reduktion der Zellzahl im AF nach Trauma kommt oder es wie bei degenerativen Patienten zur Proliferation im Bereich der Zellcluster kommen kann, wird derzeit in unserem Labor untersucht. Weitere Untersuchungen zur Art des Zelltodes befinden sich in Arbeit. Mit dieser Studie sollten erste Ergebnisse zum Verhalten des Bewegungssegments nach Trauma präsentiert werden. Wir hoffen mit dieser Untersuchung ein besseres Verständnis zum Verhalten der verletzten Disci intervertebrales zu ermöglichen.