Article
Fremdkörperreaktionen bioresorbierbarer zervikaler Cages
Search Medline for
Authors
Published: | October 19, 2004 |
---|
Outline
Text
Fragestellung
Obwohl metallische Cages regelhaft zur intervertebralen Spondylodese der HWS verwendet werden, weisen sie einige Nachteile auf. Neben Komplikationen wie Cagewanderung, Anschlussdegeneration und Artefakten bei postoperativen radiologischen Untersuchungen ist das Langzeiteinheilungsverhalten der Implantate derzeit unklar. Bioresorbierbare Cages wurden entwickelt, um diese Komplikationen zu vermeiden, jedoch sind die möglicherweise auftretenden Fremdkörperreaktionen problematisch. Ziel dieser Studie war es daher, das in vivo Verhalten von zwei experimentellen bioresorbierbaren Cages (Poly-(L,DL-lactid) 70/30 (PLDLLA), Polymerkomposit/CaP (PCC)) im Fusionsmodel der Schafshalswirbelsäule im Vergleich zum autologen trikortikalen Beckenkammspan histologisch zu untersuchen.
Methoden
Bei 24 adulten Merino-Schafen wurde eine intervertebrale zervikale Fusion C3/C4 mit drei verschiedenen Stabilisierungsverfahren (n=8) durchgeführt. Gruppe 1: bioresorbierbarer PCC-Cage gefüllt mit Spongiosa; Gruppe 2: bioresorbierbarer PLDLLA-Cage gefüllt mit Spongiosa; Gruppe 3: autologer trikortikaler Beckenkammspan. Alle Verfahren wurden zusätzlich durch eine anteriore Platte stabilisiert. Die Standzeit der Gruppen betrug 36 Wochen. Nach Euthanasie der Tiere wurden sagittale Präparate des Wirbelsegmentes mit einer Dicke von 6 μm hergestellt und nach van Kossa/Safranin-O und Masson-Goldner gefärbt. Eine histomorphologische und histomorphometrische Untersuchungen einschließlich einer Analyse der Fremdkörperreaktionen (mod. Score nach Hoffmann) auf die bioresorbierbaren Implantate wurde vorgenommen.
Ergebnisse
Während in der Beckenkammspan-Gruppe keine Fremdkörperreaktionen auftraten, zeigten alle PLDLLA-Cage Präparate Fremdkörperreaktionen vom Grad II-III mit Osteolysen bis 5mm in der benachbarten Deck- und Bodenplatten. Die Knochen-Implantat-Grenzfläche der PLDLLA-Cages war gesäumt von Degradationsprodukten die von einem stark vaskularisiertem, kollagenreichem Bindegewebe umgeben waren. Eine intervertebrale Fusion konnte nicht nachgewiesen werden. Bei den Präparaten des PCC-Cages konnten zwei Grad I und eine Grad II Fremdkörperreaktionen festgestellt werden. Die Knochen-Implantat-Grenzfläche der PCC-Cages zeigte eine direkte Interkonnektion zwischen Knochen und Implantat. Drei Präparate in der PCC-Gruppe waren knöchern fusioniert. Jedoch wiesen sieben Präparate Cagebrüche auf. Die histomorphometrische Analyse ergab bei der PLDLLA-Gruppe und der Beckenkammspangruppe eine durchschnittliche Knochenfläche innerhalb des Intervertebralraums von 28% bzw. 29%. Die Knochenfläche der PCC-Cage Präparate lag bei 35%.
Schlussfolgerungen
Im Vergleich zum Beckenkammspan wiesen beide biodegradierbaren zervikalen Cages Fremdkörperreaktionen auf, die jedoch bei dem PLDLLA-Cage erheblich stärker ausgeprägt waren. Die vorliegende Studie zeigt, dass der in dieser Untersuchung evaluierte PLDLLA-Cage aufgrund der starken Fremdkörperreaktion nicht als Implantat für die zervikale intervertebrale Spondylodese empfohlen werden kann.