Article
Die Minilumbotomie: ein videoassistierter extraperitonealer Zugang zur ventralen Lendenwirbelsäule
Search Medline for
Authors
Published: | October 19, 2004 |
---|
Outline
Text
Fragestellung
Minimalinvasive Operationstechniken kommen zunehmend zur Anwendung. Während thorakoskopische Verfahren als Zugang zur BWS und oberen LWS über Zwerchfellsplitting erfolgreich standartisiert wurden, verblieb der Zugang zur restlichen LWS bislang der Lumbotomie vorbehalten. Als Teil des dorsoventralen Behandlungskonzepts zur Stabilisierung frakturierter Wirbelkörper mit Segmentinstabilitäten bedeutet die Lumbotomie eine nicht unerhebliche Traumatisierung der lateralen Bauchwandmuskulatur. Mit dem Ziel, die peri- und postoperative Morbidität zu reduzieren, beschreiben wir die Minilumbotomie als videoassistierten, extraperitonealen Zugang zur ventralen LWS.
Methoden
In Rechtsseitenlage des Patienten wird ein ca. 6 cm langer Hautschnitt im Faserverlauf des Musculus obliquus externus abdominis über dem betroffenen Wirbelkörpersegment angelegt. Die drei Muskelschichten der Bauchwand werden in Wechselschnitt-Technik stumpf jeweils in Faserrichtung auseinandergedrängt. Unter Erhalt der nervalen Strukturen gelangt man in den retroperitonealen Raum, in dem der Vorderrand des Musculus psoas major aufgesucht wird. Zur Schonung des Plexus lumbalis wird der M. psoas major nach dorsal mobilisiert und, nach Markieren der betroffenen Wirbelkörper mit Spickdrähten, ein Synframe-Sperrer eingesetzt. Durch eine kleine Inzision wird die Videooptik etwas weiter kranial eingebracht und starr mit dem Synframe verbunden. Die ventrale Fusion erfolgt entsprechend den Erfordernissen der Verletzung mit Beckenkammspan oder Korb als Wirbelkörperersatz und der winkelstabilen MACS-TL®-Platte zur ventralen Instrumentierung. Alle Patienten wurden unter Verwendung der Untersuchungsbögen der Arbeitsgruppe Wirbelsäule der DGU prospektiv erfasst und die Zugangsmorbidität im Rahmen der Nachuntersuchungen beurteilt.
Ergebnisse
Im Zeitraum vom 01.01.2002 bis zum 31.12.2003 wurden 300 Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen in unserer Klinik operiert. 42 davon betrafen die Wirbelkörper LWK 2 bis 5, wovon 15 im Rahmen des dorsoventralen Behandlungskonzeptes über eine video-assistierte Minilumbotomie von ventral stabilisiert wurden. Zugangsbedingte Komplikationen konnten bei keinem Patienten festgestellt werden. Zwei von 15 Patienten beklagten gelegentliches Ziehen im Zugangsbereich, 12 Patienten waren beschwerdefrei. Die durchschnittliche Narbenlänge war 6,5 cm. Eine funktionell relevante Störung der Bauchwandmuskulatur wurde in keinem Fall festgestellt. Der Nachuntersuchungszeitraum beträgt im Mittel 15 Monate. Die klinischen und radiologischen Resultate sind vergleichbar mit denen anderer Zugangswege.
Schlussfolgerungen
Die videoassistierte Minilumbotomie in Wechselschnitt-Technik stellt einen schonenden und anatomiegerechten Zugang zur Lendenwirbelsäule dar und ermöglicht auch ausgedehnte Eingriffe mit ventraler Instrumentierung. Unsere Erfahrungen zeigen eine geringe peri- und postoperative Morbidität, sowie ein im Vergleich zu den ausgedehnten offenen Zugängen funktionell und kosmetisch günstiges Ergebnis.