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Dorsoventrale Spondylodese bei Frakturen des thorakolumbalen Übergangs: ein noch zeitgemäßes Verfahren?
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Ziel der operativen Behandlung von Wirbelfrakturen ist die Reposition, eine evtl. notwendige Spinalkanalclearance, eine frühe Mobilisierung und eine knöcherne Ausheilung mit wenig Korrekturverlust. Lassen sich diese Ziele durch die dorso-ventrale Spondylodese mit Fixateur interne und CS-Span erzielen? Bei welchen Patienten muß von diesem Therapieschema abgewichen werden?
Methoden
In einem Zeitraum von 5 Jahren wurden 100 Pat. mit Frakturen zwischen TH 10 und LWK 2 in die Studie eingeschlossen und retrospektiv untersucht. Die klinischen und radiologischen Langzeitergebnisse bei einer mittleren Nachuntersuchungszeit von 41 Monaten wurden ausgewertet.
Ergebnisse
Die Studie beleuchtet das Patientengut nach Alter, Geschlecht, Risikofaktoren, Unfallmechanismus, Begleitverletzungen, Diagnostik, AO-Klassifikation etc.
89% der Patienten wurden einzeitig bei einer mittleren OP-Zeit von 180 min. versorgt. Spanentnahme am dorsalen Beckenkamm. Alle Patienten wurden dorsal mit Fixateur interne versorgt. Ventrale Versorgung mit CS-Span zu 21% thorakal, 56% lumbal und zu 6% noch über eine Thorakophrenolumbotomie. Bei 20% direkte, bei 10% indirekte Spinalkanalclearance bei Neurologie. 82% ohne, 8% lokale, 10% allgemeine Komplikationen, 1 Reoperation wg. Neurologie, 1 Fixateurausbruch. Subjektives Ergebnis in 67% sehr gut oder gut, 4 Pat.unzufrieden. 41% Schmerzen am Beckenkamm. Röntgenologisch in 8% verzögerte oder fehlende Spaneinheilung, v.a. bei Spondylodese über 2 Segmente. Probleme des Spaneinbaus bei Diabetikern und Rauchern.
Bei 24 der 30 Pat. mit Neurologie trotz präoperativ inkomplettem Querschnitt bei der Nachuntersuchung keinerlei neurologische Ausfälle.
OP-Zeit und Blutverlust waren beim einzeitigen Vorgehen signifikant kürzer.
Der sagittale Index von prä-OP 0,59 wurde auf post-OP 0,93 um 50% gesteigert, der Grund-Deckplattenwinkel wurde von -13,5° auf +6° korrigiert. Im Verlauf stetiger Ausgleich der "Überkorrektur" auf -1° nach erfolgter ME ohne Veränderung der Dynamik durch die ME.
Schlussfolgerungen
Die dorso-ventrale Spondylodese gewährleistet sehr gute, dauerhafte Repositionsergebnisse und gute klinische Ergebnisse und ist das Mittel der Wahl zur Versorgung frischer Frakturen des thorakolumbalen Übergangs, vor allem bei jungen Patienten und bei neurologischen Ausfällen. Die einzeitige Versorgung zeigt deutliche Vorteile, die Organisationsstruktur sollte dem angepasst werden.
Die Zugangsmorbidität wurde durch ein inzwischen standardisiertes thorakoskopisches Vorgehen weiter minimiert. Bei langstreckiger Spondylodese, bei Diabetikern und bei Rauchern muß über eine zusätzliche ventrale Stabilisierung nachgedacht werden.
Minimal invasive dorsale Verfahren und Knochenersatzstoffe können die Zugangsmorbidität weiter senken. Bei der guten Spaneinheilung v.a. bei der monosegmentalen Spondylodese und bei jungen Patienten spielt der Wirbelkörperersatz mit allogenen Materialien allenfalls bei langstreckigen Versorgungen eine Rolle.