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Die winkelstabile Plattenosteosynthese distaler Radiusfrakturen: universell und vorteilhaft auch beim alten Menschen?
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Winkelstabile Implantate setzen sich auch bei der distalen Radiusfraktur zunehmend durch und ermöglichen durch die sichere Retention die funktionelle Nachbehandlung. Hinsichtlich des großen Anteils älterer Patienten mit Osteoporose und eingeschränkter Kooperationsfähigkeit stellt sich die Frage nach der Anwendbarkeit und dem funktionellen Benefit in dieser Altersgruppe.
Methoden
In einer prospektiven Longitudinalstudie (EBM-Level II-1) wurden 110 operativ versorgte distale Radiusfrakturen bei Patienten mit einem Durchschnittsalter von 79,7 (71-95) Jahren erfasst. Von diesen waren 69 (62.7%, Gruppe 1) nach winkelstabiler Plattenosteosynthese primär funktionell, 41 (37.3%, Gruppe 2) nach konventioneller Plattenosteosynthese mit einer sechswöchigen Gipsimmobilisierung behandelt worden. Zur Frage der Anwendungssicherheit bei alten Menschen wurden prä- und postoperative Frakturstellung dem Ausheilungsergebnis gegenübergestellt. Es wurden nach der Stellung der Radiusgelenkfläche (GF) zur Schaftachse drei Grade unterschieden: I - GF nach volar geneigt, II - GF senkrecht zur Schaftachse, III - GF nach dorsal geneigt und/oder Ulnavorschub >2mm. Die funktionellen Resultate wurden drei und sechs Monate postoperativ anhand der prozentualen Einschränkung der Beweglichkeit im Vergleich zur unverletzten Gegenseite erfasst.
Ergebnisse
Geschlechts- und Seitenverteilung zeigten in beiden Gruppen keine Unterschiede. Bezüglich der AO-Typen ergab sich folgende Verteilung: Gruppe 1: A 44.9%, B 5.8%, C 49.3%, Gruppe 2: A 51.2%, B 4.9%, C 43.9%. In der Analyse der Dislokationsgrade ergab sich in der Gruppe 1 bei 5.8% (4/69), in der Gruppe 2 bei 36.6% (15/41) der Patienten im Ausheilungsergebnis ein Korrekturverlust. Die funktionellen Resultate zeigten in der Gruppe 1 nach drei/sechs Monaten eine Einschränkung für die Ext-Flex von 32.4/16.2%, für Rad-Uln-Abdukt von 38.7/21.6% und Pron-Sup von 29.3/14.8%. In der Gruppe 2 betrugen diese Werte für Ext-Flex 52.4/22.7%, für Rad-Uln-Abdukt 54.3/28.6% und Pron-Sup 41.4/20.6%. Bezogen auf die Patienten beider Gruppen, bei denen eine Konsolidierung in regel-rechter Stellung eingetreten war, ergab sich folgendes Bild: Gruppe1: Ext-Flex 28.2/14.3%, Rad-Uln-Abdukt 33.7/18.6%, Pron-Sup 23.4/13.8%, Gruppe 2: Ext-Flex 46.1/19.2%, Rad-Uln-Abdukt 48.2/24.5%, Pron-Sup 36.1/19.2%.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse belegen die sehr geringe Rate an Korrekturverlusten für die winkelstabile Osteosynthese auch beim alten Menschen. Die funktionellen Resultate unterschieden sich in den beiden Gruppen sehr deutlich drei Monate, etwas weniger gravierend sechs Monate postoperativ zugunsten der funktionell nachbehandelten Gruppe. Ein ähnliches Bild ergab sich auch unter den Patienten mit anatomiegerecht konsolidierter Fraktur, bei denen das funktionelle Resultat in noch engerer Abhängigkeit zum Nachbehandlungskonzept steht. Die Ergebnisse belegen die sichere Frakturretention auch im osteoporotischen Knochen und den dadurch ermöglichten Funktionsgewinn auch für den alten Menschen.