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Ein innovatives offenporiges 3-dimensionales Stahlimplantat als alloplastischer Knochenersatz für spezielle Indikationen
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Mehr als 100.000 Knochentransplantationen per anno in Deutschland beinhalten erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung. Die Auffüllung posttraumatischer oder tumorbedingter Knochendefekte stellt damit nicht zuletzt auf Grund der Altersstruktur der Bevölkerung der Bundesrepublik ein zunehmendes klinisches Problem dar. Die Nachteile der autogenen Transplantation liegen in erforderlichen Zweiteingriffen und in der limitierten Verfügbarkeit des autogenen Materials. Für unterschiedliche klinische Anwendungen bietet sich Stahl auf Grund seiner ausgezeichneten Korrosionsbeständigkeit und der idealen Verträglichkeit im Körper erwiesenermaßen an. Zu stellen ist die Frage, ob ein offenporiger Stahlschwamm eine zukunftsweisende therapeutische Alternative als Implantatwerkstoff für den alloplastischen Knochenersatz darstellen kann?
Methoden
Im Rahmen einer prospektiven Untersuchung erfolgte bei 10 Patienten innerhalb eines Jahres (1/03 bis 12/03) die Implantation von Stahlgitterschwämmen unterschiedlicher Größe in osteoporotische oder tumorinduzierte Defektzonen. Die Anwendungsbereiche betrafen Knochendefekte am Femur (n=3), der Tibia (n=3), am Becken (n=2) und am Humerus (n=2). Das Alter der Patienten lag zwischen 75 und 90 Jahren. In 4 Fällen bestanden metastatische Defektzonen, in 6 Fällen traumatische Defekte auf osteoporotischer Basis. Die 3-dimensionale Porenstruktur ist für die Implantat-Knochen-Verbund-Stabilität vorteilhaft. Sie bedingt nicht nur eine Volumenreduktion von bis 90 %, sondern gleichzeitig eine hohe mechanische Stabilität bis 900 N. Durch die Struktur wird das Einwachsverhalten des Knochen positiv unterstützt.
Ergebnisse
Das Einwachsverhalten der Stahlimplantate erschien bislang beeindruckend. Komplikationen traten in der kleinen Fallgruppe nicht auf. Die Belastungsstabilität konnte durch Verwendung der Stahlschwämme zu einem sehr frühen Zeitpunkt gewährleistet werden. Röntgenkontrollen erfolgten 3, 6 und 12 Monate postoperativ. Gegenüber den bekannten Nachteilen autogener Spongiosaplastiken ist im Rahmen der Anwendung der 3-dimensionalen Stahlimplantate in der betreffenden Patientengruppe der berechtigte Eindruck entstanden, daß nicht nur eine relevante Vereinfachung des operativen Verfahrens, sondern auch eine quantitative Optimierung der Belastungsstabilität ermöglicht wurde.
Schlussfolgerungen
Faszination Stahl - Stahl fliegt, Stahl schwimmt, Stahl stabilisiert, Stahl mobilisiert, Stahl heilt. Die offenporigen dreidimensionalen Stahlimplantate könnten eine interessante Perspektive für Anwendungen in der Orthopädie und Unfallchirurgie, insbesondere im osteoporotischen Knochen, darstellen. Sie lassen für die Zukunft möglicherweise entscheidende Fortschritte für die Lösung einer schwierigen Problematik erkennen, da der biokompatible alloplastische Stahlschwamm unbegrenzt verfügbar und haltbar ist und problemorientiert in allen variablen Implantatformen produziert werden kann.