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Die Platte bei Unterarmschaftfraktur erfordert keine Zugschraube
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Für große Röhrenknochen hat sich neben dem Standard-Osteosynthese-Verfahren der Marknagelung die elastisch-biologische Plattenosteosynthese bewährt. An Radius- und Ulna-Schaft jedoch wird häufig der rigiden Fixationstechnik mit Einsatz interfragmentärer Zugschrauben der Vorzug gegeben. In einer mehrjährigen Untersuchung beantworteten wir die Frage, ob bei der Unterarmschaftfraktur zur komplikationslosen Heilung tatsächlich eine Zugschraube notwendig ist.
Methoden
Zwischen 1996 und 2003 wurden 86 Patienten mit elastischer Plattenosteosynthese bei Unterarmschaftfraktur erfaßt. Kriterium zur Bewertung der Osteosynthese als 'biologisch-elastisch' war weichteilschonendes Operieren, Belassen des Periosts, Belassen dritter Fragmente im Weichteilverbund, allenfalls minimale Frakturspalteinsicht, wenn nur so die Rotation korrekt eingestellt werden konnte, und das Freilassen mindestens eines Schraubenloches über dem Frakturspalt unter Verzicht auf Zugschrauben. Die Auswertung erfolgte anhand des klinischen und radiologischen Heilungsverlaufs. Besonderes Augenmerk wurde auf die quantitative Kallusbildung, auf den Heilungszeitpunkt und auf Komplikationen gelegt.
Ergebnisse
86 Patienten (49 Männer, 37 Frauen) im Alter von 35,2 ± 14,7 Jahren mit 109 Schaftfrakturen wurden in die Studie eingeschlossen. 23 Patienten erlitten I-III° offene Frakturen; 63% hatten Monoverletzungen, 14% waren mehrfachverletzt und 23% polytraumatisiert. Die Frakturklassifikation nach AO ergab 37 Typ A-, 36 Typ B- und 13 Typ-C-Frakturen, wobei die A3- und B3-Frakturen dominierten. 43 mal handelte es sich um komplette Unterarmschaftfrakturen; bei 21 Patienten war isoliert der Radius, bei 22 isoliert die Ulna betroffen. 90 mal wurde LCDC-Platte und 22 mal eine Drittelrohrplatte (2-Etagen-Frakturen, kindliche Frakturen) eingesetzt. 7 Patienten erhielten aufgrund einer großen Frakturdefektzone eine primäre Spongiosaanlagerung. Alle Patienten erhielten eine funktionelle Nachbehandlung, sobald dies Compliance, Begleitverletzungen und Weichteile erlaubten. 4 Patienten verstarben, 4 wurden auswärts weiterbehandelt, so dass 101 Frakturen ausgewertet werden konnten.
94 der 101 Schaftfrakturen (93,1%) heilten innerhalb von 10,2 ± 3,4 Wochen komplikationslos unter Kallusbildung aus. Es waren 7 zusätzliche Operationen erforderlich: Eine Reosteosynthese nach Plattenlockerung, 6 Spongiosaanlagerungen bei verzögerter Frakturheilung und drohender Pseudarthrose, meist infolge operationstechnischer Probleme. Danach heilten auch diese Frakturen aus. Es trat keine Infektion auf.
Schlussfolgerungen
Die elastisch-biologische Plattenosteosynthese unter Verzicht auf Zugschrauben ist ein zuverlässiges Operationsverfahren auch für die Unterarmschaftfraktur. Es ist komplikationsarm, speziell im Hinblick auf das Infektionsrisiko. Es setzt allerdings eine streng gewebeschonende Operationstechnik mit Erhalt der periostalen Knochendurchblutung voraus. Biomachanisch müssen die Prinzipien der elastischen Plattenosteosynthese befolgt werden.