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Langzeitergebnisse bei kindlichen Talusfrakturen: eine prospektive Studie über 12 Jahre
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Die kindliche Talusfraktur stellt mit einer Inzidenz von 0.08% aller kindlichen Frakturen eine Besonderheit dar. Gleichwohl ist sie die zweithäufigste Tarsalfraktur des Kindes. Die besondere klinische Bedeutung besteht im Risiko der Ausbildung einer avaskulären ossären Nekrose und der Gefahr der frühen posttraumatischen Sprunggelenksarthrose. Aufgrund der Seltenheit der Verletzung finden sich jenseits von Einzelfallberichten im Schrifttum nur wenige Serien, welche zudem durch das Problem der Heterogenität im Bereich des Patientengutes, der verwandten Klassifikation und des jeweiligen Bewertungsschemas gekennzeichnet sind. Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, durch prospektive klinische und radiologische Verlaufsuntersuchung das Langzeitergebnis nach kindlichen Talusfrakturen einschließlich der Häufigkeit von postraumatischen Arthrosen und Talusnekrosen zu definieren.
Methoden
Seit 1992 werden die in unserer Klinik behandelten kindlichen Talusfrakturen nachuntersucht. Im Rahmen der Verlaufskontrollen erfolgte neben den nativradiologischen Standardprojektionen bei allen Patienten die Beurteilung der intraossären Perfusionsverhältnisse mittels MRT-Untersuchung. Neben den Arthrose-Stadien (Stadium 1-3), wurden die Zeichen der avaskulären Knochennekrose gemäß der ARCO Klassifikation eingeteilt.
Ergebnisse
10 Kinder mit Talusfrakturen wurden in diese Studie eingeschlossen. Dabei handelte es sich um 7 männliche und 3 weibliche Patienten. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Fraktur betrug 10,3 Jahre (Alterspanne von 3 bis 16 LJ). Die Therapie erfolgte in fünf Fälle operativ und in fünf Fällen konservativ. Gemäß Einteilung von Linhart/Höllwarth handelte es sich dabei um eine Typ I, fünf Typ II und vier Typ III-Frakturen. Die klinische Verlaufsbeobachtung beträgt derzeit im Mittel 48,1 Monate, bei einer Nachbeobachtungszeit zwischen 24 und 124 Monaten. Die Entwicklung einer klinisch relevanten posttraumatischen Arthrose im talotibialen Gelenk war bei keinem Patienten nachweisbar. Radiologische Zeichen einer posttraumatischen Knochennekrose waren bei 2 Patienten nachweisbar. Während es in einem Fall zu einer weitgehenden Revaskularisierung mit Ausbildung einer sehr umschriebenden Osteochondrosis dissecans tali 10 Jahre nach der Fraktur kam, zeigte sich bei einem anderen Kind ein Kollaps des Talusdoms 24 Monate nach dem Trauma.
Schlussfolgerungen
An 10 Fällen wird der Langzeitverlauf der kindlichen Talusfraktur dargestellt. Auch im Vergleich mit dem aktuellen Schrifttum handelt es sich dabei um eins der größten derartigen Patientenkollektive. Trotz des Regenerationspotentials des kindlichen Skelettsystems ist die posttraumatische Talusnekrose von besonderer klinischer Bedeutung. Das Auftreten von Sekundärkomplikationen, wie die Osteochondrosis dissecans tali oder der Taluskollaps, bis zu 10 Jahre nach dem Unfallereignis, verdeutlicht ferner die Notwendigkeit der klinischen Langzeituntersuchung der betroffenen Patienten.