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Fußverletzungen bei polytraumatisierten Patienten: eine retrospektive Studie an 1356 Patienten
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Bisher ist die Inzidenz von Fußverletzungen bei polytraumatisierten Patienten nur unzulänglich beschrieben. Da in der Regel bei diesen Patienten lebensbedrohliche Verletzungen im Vordergrund stehen, werden Fußverletzungen häufig erst verzögert diagnostiziert. Ziel dieser Studie war es die Häufigkeit und Art der Fußverletzungen sowie deren Therapie bei Mehrfachverletzen zu analysieren.
Methoden
Jeder Schockraumpatient durchläuft eine standardisierte Phase der radiologischen und sonographischen Basisdiagnostik. Entsprechend der körperlichen Untersuchung erfolgt die prioritätengerechte weiterführende radiologische/CT Untersuchung. Die Daten wurden im Rahmen eines Qualitätsmanagementsystems für die Versorgung schwerverletzter Patienten prospektiv erfasst. Alle Patienten mit Fußverletzungen wurden herausgefiltert und die Daten im Hinblick auf Verletzungsentstehung-, art, Diagnosezeitpunkt und Therapie ausgewertet.
Ergebnisse
In die Studie wurden 1356 Patienten (ISS 20 ± 16) eingeschlossen, die von 5/98-10/2002 über den Schockraum der Klinik aufgenommen wurden. Insgesamt wurden 67 Fußverletzungen (ohne Verletzung der distalen Tibia) bei 43 Patienten (3,2%) (ISS 20± 15) gefunden [Tab. 1]. Die Kalkaneusfraktur stellte mit 51% (n=34) bei 24 Patienten die häufigste Fußverletzung dar. Dabei lag in 7 Fällen eine Kombinationsverletzung (3xTalus,1x Os naviculare, 1xMFK, 1xChopart Luxation, 1x Lisfrance Luxation) vor. 24 (73%) Kalkaneusverletzungen wurden operativ versorgt. Davon wurden 13 durchschnittlich nach 6 Tagen mittels Plattenosteosynthese und 11 bei Komplextrauma des Fußes (inklusive Verletzung der distalen Tibia) am Unfalltag mit einem Fixateur externe behandelt. Bei 4 Patienten mit initialer Fixateur externe Anlage war eine primäre Arthrodese des USG notwendig, weitere 4 wurden mit einer Plattenosteosynthese versorgt und 3 Frakturen im Fixateur externe ausbehandelt. Dabei hat sich in 2 Fällen ein Infekt ausgebildet, in einem Fall eine Weichteilnekrose der Ferse und bei einem Patienten war eine Unterschenkelamputation notwendig. Als Unfallursache war bei 20 (83%) der Patienten mit Kalkaneusfraktur ein Absturz in suizidaler Absicht vorrausgegangen. Von den Fußverletzungen wurden insgesamt 6 (11%) verzögert, nach der Schockraumphase diagnostiziert.
Schlussfolgerungen
Die Auswertung ergab, dass Fußverletzungen (unterhalb der Tibia) beim Polytraumatisierten selten (3,2%) auftreten, in 65% der Fälle durch ein Absturztrauma bedingt sind, häufig erst verzögert diagnostiziert werden (11%), der Hauptanteil (50%) der Verletzungen Kalkaneusfrakturen darstellt und häufig (in 2/3 der Fälle) einer operativen Therapie bedürfen.