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Zur Epidemiologie der Frakturen langer Röhrenknochen im Wachstumsalter: Ergebnisse einer Multicenter-Studie
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Im Rahmen der Einführung eines Online-Dokumentations- und Qualitätssicherungs-Systems und der Validierung einer neuen Klassifikation für kindliche Frakturen führten wir eine multizentrische Studie zur Epidemiologie der Frakturen langer Röhrenknochen im Wachstumsalter durch. Besonderes Augenmerk galt dabei einer möglichen Verschiebung von Verletzungsschwerpunkten im Rahmen veränderter Freizeitgewohnheiten und der Möglichkeit gezielter verletzungspräventiver Maßnahmen anhand aktueller Daten.
Methoden
Die Evaluation der Frakturklassifikation und des Online-Dokumentations-Systems erfolgte durch internetbasierte Erfassung sämtlicher Frakturen langer Röhrenknochen im Wachstumsalter in 13 Kliniken in der Schweiz, Österreich und Deutschland prospektiv vom 13.01.2003 bis 14.04.2003. Es wurden Daten zur Demographie, zum Verletzungshergang, zu Begleiterkrankungen und - verletzungen sowie die genaue Frakturklassifikation erhoben und zusammen mit den Original-Röntgenbildern ausgewertet. Die Daten von 413 Patienten aus 8 der 13 Kliniken konnten bei lückenloser Erfassung im Rahmen epidemiologischer Fragestellungen genutzt werden.
Ergebnisse
Die 243 Jungen und 170 Mädchen waren im Schnitt 8,9 (0,2 bis 16) Jahre alt mit einem Überwiegen der Mädchen bis zum 6. Lebensjahr und der Jungen in den höheren Altersklassen. Häufigste Unfallursache war der Freizeitsport mit 38,5%, gefolgt von häuslichen und Spielunfällen (23,0% bzw. 19,9%) sowie Schul- und Verkehrsunfällen mit 8,2% bzw. 4,6%. Mehrfachverletzungen lagen in 7,7% der Fälle vor. Luxationsfrakturen (4,9%) und offene Frakturen (4,6%) waren selten. Schaftfrakturen machten 24,1% der Verletzungen aus, epiphysäre Frakturen mit Gelenkbeteiligung nur 4,7%. Die am häufigsten verletzte Region war der körperferne Unterarm (40,8%), gefolgt vom körperfernen Oberarm (16,0%), dem Unterschenkelschaft (10,4%) und dem Unterarmschaft (9,7%). Besondere unfalltypbezogenen Häufogkeitsgipfel ergaben sich für körperferne Oberarmbrüche bei Spielunfällen (52,9%), körperne Unterarmbrüche bei Sportunfällen (47,6%) und Unterschenkelbrüche bei Verkehrsunfällen (18,6%). Alterstypische Verletzungsformen fanden sich am distalen Oberarm vom 3.-8., am proximalen Oberarm vom 11.-14., am distalen Unterarm im 13. und 14. und bei Sprunggelenksverletzungen vom 13.-16. Lebensjahr.
Schlussfolgerungen
Die epidemiologische Auswertung der multizentrischen Studie zur Evaluation der Frakturen langer Röhrenknochen im Wachstumsalter konnte die Altersverteilungen und Verletzungsmuster, wie sie bisher in der Literatur angegeben wurden, im Wesentlichen bestätigen. Es ist lediglich eine Zunahme körperferner Unterarmfrakturen zu verzeichnen. Die Schlussfolgerungen für präventive Maßnahmen insbesondere im Bereich der Verletzungsschwerpunkte werden im Detail erörtert.