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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

11. bis 16.11.2003, Messe/ICC Berlin

Beckentrauma bei PKW- Seitenkollisionen: Seitenschutzsysteme und Verletzungsschwere.

Meeting Abstract (DGU 2003)

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  • corresponding author Marc Weigand - Abteilung für Unfallchirurgie des Klinikums der Universität, Franz-Josef-Strauss Alle 11, 93052, Regensburg, Phone: 0941/9440
  • O. Segitz - Abteilung für Unfallchirurgie des Klinikums der Universität, Franz-Josef-Strauss Alle 11, 93052, Regensburg, Phone: 0941/9440
  • M. Nerlich - Abteilung für Unfallchirurgie des Klinikums der Universität, Franz-Josef-Strauss Alle 11, 93052, Regensburg, Phone: 0941/9440

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 11.-16.11.2003. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2003. Doc03dguF4-11

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2003/03dgu0456.shtml

Published: November 11, 2003

© 2003 Weigand et al.
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Fragestellung

Bei Seitenkollisionen kommt es oft durch die Intrusion des gegnerischen Fahrzeugs in die Fahrgastzelle zu Beckenverletzungen. Die Fahrzeughersteller versuchen durch Verbesserungen an der Konstruktion ihrer Fahrzeuge die Performance der Seitenstruktur zu verbessern. Wie wirken sich diese Maßnahmen auf die Verletzungsschwere eines Insassen bei Seitenkollision aus?

Methoden

Aus einer medizinisch- technischen Verkehrsunfalldatenbank mit 1505 Unfallbeteiligten wurden 136 Patienten mit Beckentrauma ermittelt. Bei diesem Kollektiv wurden anhand der technischen Unfallrekonstruktionen u.a. die Parameter delta-v, Impulswinkel und Intrusionstiefe ausgewertet und hinsichtlich ihrer bauartbedingten unterschiedlichen Seitenkonstruktionen verglichen. Beispielhaft werden zwei typische Unfälle gegenüber gestellt, die sich nach der matched-pair-Methode in den Unfallrahmenbedingungen als ähnlich erwiesen, aber Differenzen im Verletzungsmuster der Verunfallten aufweisen.

Ergebnisse

In beiden Fällen kam es zu einer Front-Seitkollision zweier PKW's bei der jeweils die gesamte Front des einen Fahrzeugs (Fz) auf den Bereich zwischen A- und C-Holm des gegnerischen Fz auftrifft. Bei Fall 1 handelt es sich um ein 1,2t schweres Fz (Bj 00,Unfall 05/02), das mit einem 1,5t schweren Fz kollidierte. Die Intrusion am B-Holm betrug bei Fz1 47cm. Dabei wurde der Sitz auf 1/3 der Ausgangsbreite komprimiert. Bei Fall 2 handelt es sich um ein 1,5t schweres Fz (Bj 98, Unfall 06/99), das mit einem Fz des gleichen Gewichts kollidierte und mit einem Seitenairbag ausgerüstet war. Hier betrug die Intrusion am linken B- Holm 53 cm, der Sitz wurde auf 3/5 der Ausgangsbreite komprimiert. Beide Patienten (Fz1 18 Jahre, Fz2 21 Jahre) erlitten eine Beckenringverletzung im Sinne einer lateralen Kompressionsverletzung nach Tile. Das Ausmaß der Verletzungen war jedoch unterschiedlich: Pat1 hatte neben einer instabilen transforaminalen Sacrumfraktur eine beidseitige instabile, dislozierte vordere Beckenringfraktur mit distalem Uretherausriß. Hier musste das Becken dorsoventral stabilisiert und urologisch versorgt werden. Pat2 erlitt eine nicht dislozierte transforaminale Sacrumfraktur und eine nicht dislozierte Sitzbeinfraktur, die konservativ behandelt werden konnte.

Schlussfolgerungen

In beiden Fahrzeugen wurde in der Seitenstruktur ein moderner Seitenaufprallschutz integriert. In Fz2 wurde zusätzlich ein Seitenairbag verbaut, der einen erhöhten Thorax- und Beckenschutz bieten soll. Daneben scheint die geringere Deformierung des Sitzes in Fz2 auf eine höhere Steifigkeit zu deuten. Die Summation aller Einzelfaktoren führte wohl zu einer verbesserten Kraftaufnahme durch die Fahrzeugstruktur mit vergleichsweise geringerem Verletzungsausmaß. Die Aufarbeitung weiterer Realunfälle wird zeigen inwieweit sich zunehmend etablierende Verbesserungen, wie serienmäßige Ausrüstung der Fahrzeuge mit Seitairbags oder Anpassung der Sitzkonstruktion, auf eine Reduktion von Verletzungen der Verunfallten auswirken.