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Die Struktur des Axis unter besonderer Berücksichtigung der subdentalen Synchondrose
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Frakturen der Densbasis (Anderson und D'Alonzo Typ II) gehören zu den traumatologisch relevantesten Fraktur-Typen an der oberen HWS. Daneben besteht eine Pseudarthroserate nach Typ II-Frakturen bei konservativer Therapie in über 40% und bei operativer Therapie in über 10% der Fälle (Blauth, 1999). Daraus ergibt sich die Frage nach einem möglichen strukturellen Korrelat für die Densbasis als Prädilektionsstelle für Frakturen und das gehäufte Auftreten von Pseudarthrosen. Ziel dieser Untersuchung war es, die Struktur des Axis unter besonderer Berücksichtigung der subdentalen Synchondrose und der knöchernen Mikroarchitektur zu analysieren, um ein erweitertes Verständnis der Fraktur und Pseudarthrose des Dens zu erarbeiten.
Methodik
Bei 30 skelettgesunden humanen Autopsiefällen (je 5 Frauen und 5 Männer in den Altersgruppen 20-39 Jahre, 40-59 Jahre sowie 60-80 Jahre) wurde der Axis sowie eine Beckenkammbiopsie entnommen. Der Axis wurde in 5 mm dicke Schichten median geschnitten. Der Anfertigung von Kontaktradiographien, peripherer quantitativer Computertomographien sowie von Schliff- und Schnittpräparaten folgte die qualitative und quantitative histomorphometrische Analyse der Densbasis. Die Ausdehnung der subdentalen Synchondrose wurde beurteilt und das trabekuläre Knochenvolumen (BV/TV) sowie die Kortikalisdicke wurden ermittelt. Die Werte der Densbasis wurden mit denen im Bereich des Odontoids sowie des Corpus axis verglichen. Die Beckenkammbiopsien dienten dem Ausschluß von Skelettpathologien.
Ergebnisse
Es bestehen deutliche interindividuelle Unterschiede in der Ausprägung der subdentalen Synchondrose. Die saggitale Ausdehnung der subdentalen Synchondrose über die Densbasis variierte dabei altersunabhängig zwischen 12% in der jüngsten und 37% in der ältesten Fallgruppe. Die Knochenstrukturanalyse des Axis zeigte eine signifikante Minderung des Trabekelvolumens in der Densbasis (BV/TV 10%) verglichen mit dem Odontoid (BV/TV 26%) sowie dem Corpus (BV/TV 20%). Auch korrelierte der Abfall der Knochendichte in der Densbasis mit dem steigenden Lebensalter der Autopsiefälle. Die Messungen der durchschnittlichen Cortikalisdicke ergaben in der Densbasis 270 µm, im Corpus axis 340 µm sowie im Odontoid 735 µm.
Schlussfolgerung
Die hier dargelegten Untersuchungen zeigen, dass der Dens axis eine ausgeprägte morphologische Heterogenität aufweist. Dabei sind sowohl die spongiöse und die kortikale Mikroarchitektur als auch die interindividuell stark variierende Ausprägung der subdentalen Synchondrose betroffen. Diese Strukturheterogenität ist Ausdruck einer verringerten biomechanischen Stabilität der Densbasis und erklärt die Frakturhäufigkeit in diesem Bereich. Daneben ist beim Bestehen einer ausgeprägten subdentalen Synchondrose von einer reduzierten osteogenen Potenz im Bereich der Densbasis auszugehen, woraus sich ein bisher unberücksichtigter Erklärungsansatz für die hohe Pseudarthroserate nach Typ II-Frakturen des Axis ergibt.