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Der Einfluss des kolloidalen Volumenersatzmittels HAES und des osmotischen Volumenersatzmittels HyperHAES auf die Frakturheilung nach einem hemorrhagischen Schock - eine Vergleichsstudie
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Frakturen nach einem Polytrauma besitzen eine erhebliche Inzidenz in der unfallchirurgischen Versorgung und sind i.d.R. mit einem hemorrhagischen Schock assoziiert. Das Ziel dieser Studie war es, den Effekt der applizierten Volumenersatzmittel HAES und HyperHAES auf die Frakturheilung nach einem Schockereignis zu evaluieren.
Methoden
Mit der Sicherstellung eines analgo-sedativen Narkosezustandes mit Ketanest/Xylazin wurden 63 Wistar Ratten randomisiert einer Kontrollgruppe, einer HAES-Gruppe und einer HyperHAES-Gruppe (SVR) zugeteilt. Nach der intramedullären Nagelung einer Tibiafraktur wurde eine Schocksituation durch einen Blutverlust von 12ml/kg Körpergewicht oder mit dem Erreichen des kritischen Blutdrucks von 60mmHg induziert. Nach 20 Minuten wurde die Rettung entweder mit der Applikation des Volumenersatzmittels HAES isovolumetrisch oder mit einer Infusion von HyperHAES im Volumenverhältnis 1:0,4 herbeigeführt. Mit der Laser Doppler Flowmetrie (LDF) wurde die Durchblutung im Frakturspalt, im proximalen und distalen Spaltbereich und im umliegenden Weichteilgewebe jeweils post op, nach Tag 1, 3, 7, 14 und 28 bestimmt. Die mechanischen Eigenschaften des geheilten Knochens wurden mittels einer 3 Punkt Biegung ermittelt. Das Versuchsvorhaben wurde vom Regierungspräsidium Tübingen (Reg.-Nr. 707) genehmigt.
Ergebnisse
Die Resultate der LDF zeigen, dass die Wiederherstellung der Durchblutung in der HyperHAES-Gruppe im Frakturspalt und im Weichteilgewebe um 2-4 Tage im frühen Heilungszeitraum verzögert und im Fortlauf der Heilungszeit gegenüber der Kontrollgruppe vermindert war. In der HAES-Gruppe konnte in den ersten drei Tagen keine Reduktion der Durchblutungssituation im Weichteilgewebe und in der distalen Region des Fraktuspaltes festgestellt werden. Im proximalen Bereich und im Frakturspalt wurden keine Unterschiede gegenüber der Kontrollgruppe gefunden. Die Ergebnisse der biomechanischen Testung demonstrierten, dass sowohl bei der Biegesteifigkeit als auch bei der Bruchkraft eine deutlich bessere mechanische Eigenschaft des Knochens in der HAES-Gruppe gegenüber der SVR und der Kontrollgruppe zu ermitteln war. Signifikante Unterschiede zwischen SVR und Kontrollgruppe fanden sich nicht.
Schlussfolgerungen
Die vorliegenden Ergebnisse belegen, dass ein isovolumetrisch ausgeglichener Schockzustand zu einer signifikant verbesserten Frakturheilung im Vergleich zu einer SVR führt. Den Grund dafür sehen wir in der Aufrechterhaltung der Blutversorgung im Weichteilgewebe und im distalen Bereich der Frakturzone insbesondere in der frühen Heilungsphase. In der SVR-Gruppe fanden sich trotz der Minderdurchblutung überraschenderweise keine signifikanten Unterschiede gegenüber der Kontrollgruppe im biomechanischen Outcome. Der Grund dafür ist bisher noch unbekannt. Unsere Ergebnisse weisen daraufhin, dass die Verwendung des kolloidalen Volumenersatzmittels HAES gegenüber der Behandlung mit HyperHAES Vorteile für eine erfolgreiche Frakturheilung besitzt.