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Die Versorgung suprakondylärer Femurfrakturen beim Querschnittgelähmten
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Querschnittgelähmte weisen ein erhöhtes Risiko für kniegelenksnahe Femurfrakturen auf. Unfallursache sind zumeist Stürze aus dem Rollstuhl oder beim Transfer. Ziel der Behandlung ist die Erhaltung der Kniegelenksbeweglichkeit bei möglichst rascher Remobilisation, um Sekundärkomplikationen zu vermeiden. Bei der operativen Versorgung müssen jedoch die oft schlechte Knochenqualität und die problematischen Weichteilverhältnisse berücksichtigt werden.
Methoden
In einer retrospektiven Untersuchung wurden die querschnittgelähmten Patienten nachuntersucht, die in einem Zeitraum von 3 Jahren wegen supracondylärer Femurfrakturen behandelt wurden. Die operative Versorgung der Frakturen erfolgte mit dem Less Invasive Stabilisation System (LISS). Es wurden 5 Patienten behandelt, 2 Frauen, 3 Männer, Durchschnittsalter 41 Jahre. Zwei Patienten waren tetraplegisch, (sub c2, sub c6, ASIA A), 3 paraplegisch (sub Th 8, ASIA A, 2 mal Th 12 ASIA A und C). Ursache der Fraktur war in allen Fällen ein Abrutschen beim Transfer. Es handelte sich in 3 Fällen um A3, in 2 Fällen um A2 Frakturen. Die operative Versorgung erfolgte mit dem LISS. Im Rahmen der Nachbehandlung wurde am ersten postoperativen Tag mit der Kniegelenksmobilistion und am 7. postoperativen Tag mit der Rollstuhlmobilisation begonnen.
Ergebnisse
Bei allen Patienten war der intra- und postoperative Verlauf komplikationslos. Eine verzögerte Frakturheilung wurde nicht beobachtet. Es traten keine funktionell relevanten Achs- oder Torsionsabweichungen auf. Bei der Nachuntersuchung durchschnittlich 18 Monate nach der Fraktur fand sich bei keinem Patienten eine Einschräkung der Kniegelenksbeweglichkeit gegenüber dem Zustand vor der Fraktur. Die Sitzposition im Rollstuhl war unverändert. Es waren keine operationsbedingten Weichteilkomplikationen aufgetreten.
Schlussfolgerungen
Die konservative Behandlung dislozierter suprakondylärer Femurfrakturen beim Querschittgelähmten ist aufgrund der Druckstellengefährdung bei fehlender Haut- und Weichteilkontrolle verlassen worden. Auch die Behandlung mit Fixateur externe stellt keine Alternative dar, da eine langfristige Ruhigstellung des Kniegelenkes im gelenksüberbrückenden Fixateur zu einer eingeschränkten Beweglichkeit führt. Die Erhaltung der Kniegelenksbeugung ist jedoch oberstes Therapieziel, da nur so eine adäquate Sitzposition im Rollstuhl wiederhergestellt werden kann. Die operative Versorgung der Frakturen mit dem LISS stellt sowohl bzgl. der Frakturheilung als auch hinsichtlich der funktionellen Ergebnisse eine überzeugende Alternative dar. Sie bietet den Vorteil einer weichteilschonenden biologischen Osteosynthese in Kombination mit einer hohen Primärstabilität. Im Rahmen der postoperativen Nachbehandlung der Patienten sollte unbedingt eine Überprüfung und ggf. Verbesserung der Transfertechniken des Patienten angestrebt werden, um Refrakturen zu vermeiden.