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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

11. bis 16.11.2003, Messe/ICC Berlin

Profitieren betagte Traumapatienten von einer begleitenden Ernährungstherapie?

Meeting Abstract (DGU 2003)

  • corresponding author Ralf Kraus - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie der Justus Liebig Universität, Rudolf Buchheim Strasse 7, 35385, Giessen, Phone: 0641 99 44601, Fax: 0641 99 44609
  • A. Hauenschild - Medizinische Klinik III und Poliklinik, Justus Liebig Universität, Giessen
  • H. Kreckel - Apotheke des Klinikums der Justus Liebig Universität, Giessen
  • U. Horas - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Justus Liebig Universität, Giessen
  • R. Schnettler - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Justus Liebig Universität, Giessen

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 11.-16.11.2003. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2003. Doc03dguA26-6

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2003/03dgu0155.shtml

Published: November 11, 2003

© 2003 Kraus et al.
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Fragestellung

Mangelernährung ist auch in Industrieländern ein endemisches Krankheitsbild und betrifft 20 - 60% aller Patienten bei der Krankenhausaufnahme. Während eines Krankenhausaufenthaltes von 14 Tagen erhöht sich der Anteil mangelernährter Patienten um bis zu 12%. Mangelernährung bedeutet eine Steigerung von Morbidität, Mortalität und Kostenaufwand. Besonders betroffen sind Patienten im höheren Lebensalter.

Methoden

Seit 3 Jahren wird einmal wöchentlich eine Ernährungsvisite durchgeführt. Teilnehmer sind eine Ernährungswissenschaftlerin und eine Apothekerin als Mitglieder der Ernährungskommission des Klinikums sowie Stationsärzte und Pflegepersonal. Zur Beurteilung des Ernährungszustandes werden die Parameter Gesamteiweiß, Albumin und Cholinesterase herangezogen. Die Instrumente der Ernährungsvisite sind die Verordnung von Spezialdiäten bzw. Wunschkost aus der Kliniksküche, von enteraler Zuernährung in Form hochkalorischer Trinklösungen, die Anpassung der Sondenernährung bei PEG Patienten und die parenterale Teil- und Vollernährung.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 429 Patienten im Alter von über 70 Jahren betreut. Es sind dies 65,2% aller ernährungstherapeutisch behandelten Patienten, 18,9% waren Decubituspatienten, 15,9% junge, polytraumatisierte Langzeitpatienten. Die Dauer der kontinuierlichen Betreuung betrug bis zu 24 Wochen. Bei 123 Patienten wurden keine Maßnahmen ergriffen, 66x wurde eine Spezialdiät aus der Klinikumsküche, 114x hochkalorische Trinknahrung verordnet. 33 Patienten wurden mit Sondenkost versorgt, 30 erhielten eine parenterale Teilernährung, 63 eine parenterale Vollernährung. Ein Wechsel des Regimes fand in 148 Fällen statt. In 2 vergleichbaren Gruppen über 70 Jähriger mit Wirbelsäulen-, Becken- und hüftnahen Femurfrakturen vor und nach Einführung der Ernährungsvisite konnte unter konsequenter Überwachung der Ernährungsparameter und Anwendung der Therapie die Rate der Verschlechterung des Ernährungszustandes von 28,1% auf 5,7% gesenkt und die Aufenthaltsdauer von 31,7 auf 26,6 Tage (16,1%) reduziert werden.

Schlussfolgerungen

Der Bedarf für eine Betreuung älterer, unfallchirurgischer Patienten besteht. Dies bestätigt sowohl die Studienlage zur Mangelernährung als auch das Echo auf die vorgestellten Ernährungsvisiten. Der Erfolg ist im engen Zeitfenster eines Krankenhausaufenthaltes nur schwer zu messen, wird jedoch durch den Verlauf der ausgewählten laborchemischen Parameter angedeutet. Der Rückgang der Liegedauer kann zumindest teilweise der Verbesserung des Ernährungsregimes angerechnet werden. Es gilt Strukturen zu schaffen, die es ermöglichen, die im Krankenhaus begonnenen Maßnahmen poststationär in Reha-Einrichtungen, Pflegeheimen aber auch im ambulanten Bereich fortzusetzen.