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Profitieren betagte Traumapatienten von einer begleitenden Ernährungstherapie?
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Mangelernährung ist auch in Industrieländern ein endemisches Krankheitsbild und betrifft 20 - 60% aller Patienten bei der Krankenhausaufnahme. Während eines Krankenhausaufenthaltes von 14 Tagen erhöht sich der Anteil mangelernährter Patienten um bis zu 12%. Mangelernährung bedeutet eine Steigerung von Morbidität, Mortalität und Kostenaufwand. Besonders betroffen sind Patienten im höheren Lebensalter.
Methoden
Seit 3 Jahren wird einmal wöchentlich eine Ernährungsvisite durchgeführt. Teilnehmer sind eine Ernährungswissenschaftlerin und eine Apothekerin als Mitglieder der Ernährungskommission des Klinikums sowie Stationsärzte und Pflegepersonal. Zur Beurteilung des Ernährungszustandes werden die Parameter Gesamteiweiß, Albumin und Cholinesterase herangezogen. Die Instrumente der Ernährungsvisite sind die Verordnung von Spezialdiäten bzw. Wunschkost aus der Kliniksküche, von enteraler Zuernährung in Form hochkalorischer Trinklösungen, die Anpassung der Sondenernährung bei PEG Patienten und die parenterale Teil- und Vollernährung.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 429 Patienten im Alter von über 70 Jahren betreut. Es sind dies 65,2% aller ernährungstherapeutisch behandelten Patienten, 18,9% waren Decubituspatienten, 15,9% junge, polytraumatisierte Langzeitpatienten. Die Dauer der kontinuierlichen Betreuung betrug bis zu 24 Wochen. Bei 123 Patienten wurden keine Maßnahmen ergriffen, 66x wurde eine Spezialdiät aus der Klinikumsküche, 114x hochkalorische Trinknahrung verordnet. 33 Patienten wurden mit Sondenkost versorgt, 30 erhielten eine parenterale Teilernährung, 63 eine parenterale Vollernährung. Ein Wechsel des Regimes fand in 148 Fällen statt. In 2 vergleichbaren Gruppen über 70 Jähriger mit Wirbelsäulen-, Becken- und hüftnahen Femurfrakturen vor und nach Einführung der Ernährungsvisite konnte unter konsequenter Überwachung der Ernährungsparameter und Anwendung der Therapie die Rate der Verschlechterung des Ernährungszustandes von 28,1% auf 5,7% gesenkt und die Aufenthaltsdauer von 31,7 auf 26,6 Tage (16,1%) reduziert werden.
Schlussfolgerungen
Der Bedarf für eine Betreuung älterer, unfallchirurgischer Patienten besteht. Dies bestätigt sowohl die Studienlage zur Mangelernährung als auch das Echo auf die vorgestellten Ernährungsvisiten. Der Erfolg ist im engen Zeitfenster eines Krankenhausaufenthaltes nur schwer zu messen, wird jedoch durch den Verlauf der ausgewählten laborchemischen Parameter angedeutet. Der Rückgang der Liegedauer kann zumindest teilweise der Verbesserung des Ernährungsregimes angerechnet werden. Es gilt Strukturen zu schaffen, die es ermöglichen, die im Krankenhaus begonnenen Maßnahmen poststationär in Reha-Einrichtungen, Pflegeheimen aber auch im ambulanten Bereich fortzusetzen.