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Der "Unfallmedizinische Service" ein Modellprojekt zur Verbesserung der Heilverfahrenssteuerung und zur Reduktion der Schnittstellenproblematik. Teil 1: Notwendigkeit und Einflussmöglichkeiten auf das Heilverfahren
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Published: | November 11, 2003 |
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Problembeschreibung
Eine konsequente Begleitung (Steuerung) eines Heilverlaufs führt zur Optimierung des klinischen Outcomes, verkürzt Arbeitsunfähigkeitszeiten, verringert Zahl und Höhe von Rentenansprüchen durch bessere Behandlungsergebnisse und sorgt für einen ökonomisch sinnvollen Einsatz der Mittel. Der D-(H-) Arzt übernimmt diese Aufgabe und wird ihr in einer Vielzahl der Fälle gerecht. Die Analyse von Unfallakten belegt jedoch, dass in einer nicht unerheblichen Fallzahl Heilentgleisungen zu erheblichen sozialen und ökonomischen Folgen führen. Verantwortlich sind meist Fehlsteuerungen, die zu (immer häufiger auftretenden) sogenannten Rehalöchern führen.
Design
In ähnlichen Projekten der Berufgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, Bezirksverwaltung Mainz, soll durch eine enge Verzahnung von erfahrenen Unfallchirurgen und Verwaltungsexperten eine frühe Identifikation problematischer Heilverläufe erreicht und durch direkten Dialog zwischen Verletztem und Verwaltung die weitere Rehabilitation koordiniert werden. Im Dialog obliegt dem Unfallchirurgen im Team die Aufgabe, den medizinischen Status zu analysieren, Therapieoptionen aufzuzeigen und somit die medizinische Sachkompetenz der Unfallversicherung (z.B. für ggf. notwendige Entscheidungen) zu stärken.
Frühergebnisse
Vom 1.7.2002 bis 31.12.2002 wurde 156 Verletzte zum Beratungsgespräch in die jeweilige Verwaltung eingeladen. Gründe waren zu je einem Viertel der Fälle die Klärung der Möglichkeit der Wiederaufnahme der bisherigen (Berufs-) Tätigkeit und eine zu lange Arbeitsunfähigkeitsdauer in Relation zur mitgeteilten Diagnose. In der übrigen Hälfte waren medizinische Probleme ohne erkennbar ausreichende Therapie der Beratungsgrund. Identifiziert wurden die Verläufe durch die Berichterstattung und Beratungswünsche der Versicherten (25%!). Als Ergebnis der Beratung wurde bei 56% der Verletzten eine Änderung der Therapie (in der Regel Intensivierung) eingeleitet, davon 10% stationäre Maßnahmen und 8,5% Indikationen für operative Eingriffe. Neben den medizinischen Aspekten wurde bei einem Drittel aller Fälle verwaltungstechnische Fragen (Unfallzusammenhang, AU-Dauer etc.) rechtssicher geklärt.
Fazit
Entgleisungen im berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren erfordern die Einführung eines verwaltungsorientierten Steuerungselementes zur Übernahme der individuellen Heilverfahrensführung im konkreten Einzelfall neben dem etablierten Steuerungsmodul Durchgangsarztverfahren und ergänzend zur "Weller" Tabelle. Der "Unfallmedizinische Service", d.h. die enge Einbindung eines Unfallchirurgen in Verwaltungsabläufe ermöglicht es der Berufsgenossenschaft, kompetent die Notwendigkeit einer Einflussnahme zu identifizieren und eine umfassende, frühzeitige Beratung zu etablieren. Bereits in der Frühphase des Projektes zeigt sich die Effektivität des Modellversuchs.