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Vom Pneumothorax zum Pleuramesotheliom
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Published: | September 30, 2010 |
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Hintergrund: Im Rahmen einer körperlichen Auseinandersetzung erhielt ein 19-jähriger sportlicher Patient mehrere Tritte gegen den Thorax, woraufhin sich radiologisch ein Mantelpneumothorax sowie eine nicht dislozierte Sternumfraktur präsentierten. Nach notfallmässiger Einlage einer Thoraxdrainage kam es jedoch zu keiner vollständigen Ausdehnung der Lunge.
Methodik: Es wurden daraufhin eine videothorakoskopische Keilresektion aus der Oberlappenspitze, bei hier gefundenen bullösen Veränderungen, sowie eine partielle Pleurektomie durchgeführt um eine Pleurodese zu erreichen. Bereits intraoperativ zeigte sich ein hochgradig suspekter Befund mit einer ausgedehnt knotig veränderten Pleura parietalis.
Ergebnisse: Histologisch wurde überraschenderweise ein malignes epitheloides Pleuramesotheliom gesichert, was in diesem Alter eine absolute Rarität darstellt. Bei ca. 1.200 neudiagnostizierten Erkrankungen in Deutschland pro Jahr liegt der Altersgipfel zwischen der 5. und 7. Lebensdekade. Ca. 80% werden als Berufserkrankungen anerkannt, wobei Asbest den wichtigsten Risikofaktor darstellt. Per PET-CT konnten im Anschluss Fernmetastasen ausgeschlossen werden, die Staging-Mediastinoskopie zeigte einen pN0-Lymphknotenstatus. Der Entschluss für eine multimodale Therapie, neoadjuvante Chemotherapie – Operation – Chemotherapie und Radiatio, wurde gefällt. Anschliessend erfolgten zwei Zyklen einer neoadjuvanten Chemotherapie mit Cisplatin/Alimta mit einer Teilregredienz im anschliessenden Re-Staging. Daraufhin wurde die extrapleurale Pleuropneumonektomie geplant. Nach Beginn der Operation zeigte sich jedoch apikal, aufgrund der vorangegeangenen Pleurektomie, eine starke Verwachsung von Lunge und Thoraxwand mit Mesotheliomanteilen, weshalb eine komplette Resektion unmöglich wurde. Der Patient erhielt daher eine palliative Dekortikation und Pleurektomie mit partieller Resektion der 3. und 4. sowie 7. und 8. Rippe mit plastischer Deckung. Postoperativ erfolgten eine adjuvante Chemotherapie sowie Radiatio.
Schlussfolgerungen: Gut neun Monate nach Diagnosestellung befindet sich der Patient nach durchgeführter Therapie in einem exzellenten körperlichen Zustand.
Dieser Fall ist in sofern aussergewöhnlich, da in der gesamten Literatur nur wenige hundert Fälle von malignen Pleuramesotheliomen im Jugendalter beschrieben sind, wobei Asbest hier nicht der Hauptrisikofaktor zu sein scheint.
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