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Einleitung: Beim Fibromyalgie-Syndrom ist die Patientenschulung entsprechend der Leitlinien ein Baustein der multimodalen Behandlung. Die Effektivität psychologischer Behandlung insgesamt ist zwar bereits belegt [1], [2], es gibt aber noch zu wenig Evidenz zur Wirksamkeit der Patientenschulung. Eine weiterentwickelte Schulung zum Fibromyalgie-Syndrom mit 6 Modulen à 90 Minuten verfolgt einen Selbstmanagement-Ansatz [3]. In einer summativen Evaluationsstudie wurde ihre Effektivität überprüft [4]. Kurzfristig konnte die Wirksamkeit auf primäre und sekundäre Zielgrößen nachgewiesen werden [Musekamp et al., under review]. Hier werden die Ergebnisse zur mittel- und langfristigen Wirksamkeit berichtet.

Methoden: Die Wirksamkeit wurde in einer multizentrischen, clusterrandomisierten Kontrollgruppenstudie mit 4 Messzeitpunkten (Reha-Beginn, -Ende, nach 6 und 12 Monaten) überprüft. Gruppen von Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom aus drei Reha-Kliniken wurden zufällig der neuen Schulung (Interventionsgruppe) oder der Standardbehandlung (Kontrollgruppe) zugewiesen. Primäre Zielgrößen zur 6-Monats-Katamnese sind Selbstmanagementfertigkeiten. Sekundäre Zielgrößen sind Schulungszufriedenheit, Wissen, Einstellungen, Verhalten, gesundheitliche Beeinträchtigung und Teilhabe. Die Effekte wurden durch Intergruppenvergleich mit hierarchischen linearen Modellen unter Kontrolle der Baseline-Unterschiede geprüft.

Die Stichprobe besteht aus 583 Rehabilitandinnen (Alter: M=51,5 Jahre, SD=8,1; 94% weiblich). Nach 6 Monaten konnten Daten von 486 (80%), nach 12 Monaten von 423 Personen (73%) ausgewertet werden.

Ergebnisse: Nach 6 Monaten zeigt sich kein signifikanter Effekt auf die primären Zielgrößen (Selbstüberwachung und Krankheitsverständnis: d=0.11, p=0.250; Erwerb von Fertigkeiten und Handlungsstrategien: d=0.05, p=0.591). Nach 6 und 12 Monaten finden sich aber signifikante Effekte zugunsten der Interventionsgruppe im selbst eingeschätzten Wissen (d=0.20, p=0.033 bzw. d=0.29, p=0.003), der Schulungszufriedenheit (d=0.28, p=0.002 bzw. d=0.27, p=0.005) und tendenziell in der Krankheitskommunikation (d=0.18, p=0.057 bzw. d=0.18, p=0.071). Nach 12 Monaten wurde außerdem der zu Reha-Ende gezeigte Effekt im Wissensfragebogen bestätigt (d=0.24, p=0.012). Entgegen der Erwartung ist die Kontrollgruppe nach 6 und 12 Monaten in der Häufigkeit von Entspannungsübungen überlegen (d=0.23, p=0.020 bzw. d=0.30, p=0.004).

Schlussfolgerung: Mittelfristig konnte kein zusätzlicher Effekt der neuen gegenüber der bisherigen Schulung auf die primäre Zielgröße Selbstmanagementfertigkeiten nachgewiesen werden. Die Interventionsgruppe profitiert aber kurz-, mittel- und langfristig stärker in Bezug auf Wissen und Zufriedenheit mit der neuen Schulung. Da die neue Schulung eine Weiterentwicklung der bisherigen Patientenschulung darstellt und daher nur kleine Effekte erwartet worden waren, kann sie für den Einsatz in der Praxis empfohlen werden.