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45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

06.09. - 09.09.2017, Stuttgart

Es muss nicht immer Methotrexat sein

Meeting Abstract

  • Melanie Huber - Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
  • Ingo Helmut Tarner - Abt. f. Rheumatologie, Klinische Immunologie, Osteologie und Physikalische Medizin, Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim und Lehrstuhl für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, Bad Nauheim
  • Elke Roeb - Justus-Liebig-Universität Gießen, Uniklinikum Giessen, Gastroenterologie, Gießen
  • Ulf Müller-Ladner - Justus-Liebig-Universität Gießen, Kerckhoff-Klinik GmbH, Rheumatologie u. klinische Immunologie, Osteologie, Physikalische Therapie, Bad Nauheim

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Stuttgart, 06.-09.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocFA.15

doi: 10.3205/17dgrh015, urn:nbn:de:0183-17dgrh0159

Published: September 4, 2017

© 2017 Huber et al.
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Eine 58-jährige Patientin mit Großgefäßvaskulitis (ED 2014) stellt sich wegen erhöhter Leberwerte (GOT 82 U/l, GPT 188 U/l, GGT 354 U/l bei normwertigem CRP-Spiegel von 0,4 mg/dl) unter Therapie mit Methotrexat (15 mg/Woche s.c.) und Prednisolon (2 mg/d) vor. Diese Laborbefunde wurden bei allgemeinem Krankheitsgefühl ohne subfebrile Temperaturen oder eindeutige Infektsymptome nachgewiesen.

Bei Aufnahme zeigt sich eine klinisch asymptomatische Patientin mit laborchemisch noch deutlicher erhöhten Leberwerten (GOT 1732 U/l, GPT 3363 U/l, GGT 503 U/l, AP 222 U/l, Bilirubin gesamt 2,57 mg/dl) und geringer CRP-Erhöhung (0,7 mg/dl) jedoch normaler Lebersyntheseleistung. Die Anamnese bzgl. Reisen, Tierkontakt oder Transfusionen ist unauffällig. Es liegt keine Änderung der Medikation in den letzten Monaten vor, zudem keine Einnahme von NSAR. Sonographisch und computertomographisch ergibt sich kein Hinweis auf eine Hepatosplenomegalie, Lymphadenopathie oder Aszites. Bei einem Ferritinspiegel von >1200 ng/ml mit einer Transferrinsättigung von 82% ist der Gentest hinsichtlich Hämochromatose negativ. Immunserologisch sind keine Anti-Phospholipid-Antikörper, ANA oder AMA nachweisbar. Infektserologisch liegt eine abgelaufene EBV-Infektion vor, keine CMV-Infektion und auch kein Anhalt für Hepatitis A, B oder C. Hingegen ist die Serologie für eine aktive Hepatitis E (IgM 165 U/l, IgG 95 U/l, < 20) positiv. Im Verlauf sind die Leberwerte spontan rückläufig.

Bei dem faekal-oral übertragenen Hepatitis-E-Virus (HEV) zeigt sich in den letzten Jahren ein deutlicher, bislang noch nicht vollständig geklärter Anstieg der Krankheitsfälle in den Industrieländern. Diese sind überwiegend auf autochthone Infektionen ohne Reiseanamnese (Genotyp 3 und 4) zurückzuführen. Hierbei sind neben einem i.v.-Drogenkonsum eine parenterale Transmission über HEV-kontaminierte Blutprodukte (bislang erfolgt in Deutschland keine regelmäßige Testung) sowie eine orale Transmission über kontaminierte Fleischprodukte (Schwein, Wildschwein) und Meeresfrüchte zu nennen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch spielt allenfalls eine fragliche Rolle. Bei immunsupprimierten Patienten werden schwere chronische HEV-Hepatitiden beschrieben, wobei die Ursache der Chronizität von vielfältigen Faktoren abhängig und bislang noch nicht im Detail verstanden ist. Angaben zur Prävalenz unter rheumatologischen Patienten liegen nicht vor. Der Fall illustriert, dass neben einer medikamentösen Genese, insbesondere durch potentiell hepatotoxische Basistherapeutika wie Methotrexat, differentialdiagnostisch auch an eine Hepatitis E gedacht werden sollte.