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45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

06.09. - 09.09.2017, Stuttgart

Gastrointestinale Beteiligung bei SLE, oder ?

Meeting Abstract

  • Juliane Franz - Klinik für Rheumatologie Kantonsspital Aarau, Rheumatologie, Aarau, Schweiz
  • Samuel Kretzschmar - Klinik für Rheumatologie Kantonsspital Aarau, Rheumatologie, Aarau, Schweiz
  • Stephan Erni - Klinik für Rheumatologie, Kantonsspital Aarau, Rheumatologie, Aarau, Schweiz
  • Maria Avramidou - Klinik für Rheumatologie, Kantonsspital Aarau, Rheumatologie, Aarau, Schweiz
  • Mentor Bilali - Gastroenterologie und Hepatologie Kantonsspital Aarau, Aarau, Schweiz
  • Evelin Bucheli - Infektologie, Kantonsspital Aarau, Aarau, Schweiz
  • Hueseyin Yurtsever - Pathologie, Kantonsspital Aarau, Aarau, Schweiz
  • Franz Lammer - Gastroenterologie und Hepatologie Kantonsspital Aarau, Aarau, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Stuttgart, 06.-09.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocFA.03

doi: 10.3205/17dgrh003, urn:nbn:de:0183-17dgrh0033

Published: September 4, 2017

© 2017 Franz et al.
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Text

Einleitung: Bei einer 40jährigen SLE-Patientin, seit Jahren unter niedrig-dosiertem Prednisolon, Hydroxychloroquin und MMF in Remission, traten plötzlich während einer Urlaubsreise postprandiale, brennende Oberbauchbeschwerden auf. Zurück in der Schweiz wurde sie mit dem Bild eines akuten Abdomens hospitalisiert.

?Diagnostik und Therapie: Im CT-Abdomen stellte sich ein Dünndarmileus mit massiver Mukosaverdickung des gesamten Jejunum („target sign“) dar. CRP, BSR und Leucozyten waren nur leicht erhöht. Bei erhöhten dsDNA-AK, erniedrigtem C3, C4 sowie einem Pleuraerguss und fehlenden Infektzeichengingen wir von einer seltenen, aber gefährlichen GIT-Manifestation des SLE i.S. einer Vaskulitis der Darmmukosa aus [1], [2], [3]). Unter Sondenernährung, hochdosierten Glukokortikoiden und Ergänzung der Immunsuppression durch Rituximab kam es zu einem raschen Abklingen der Beschwerden.

Weiterer Verlauf: Nach einem zweimonatigen beschwerdefreien Intervall traten erneut diffuse Bauchschmerzen auf, begleitet von Diarrhoe, AZ-Verschlechterung, subfebrile Temperaturen und ein Gewichtsverlust. Wieder waren die Entzündungswerte kaum erhöht, PCT sowie

Blut-, Stuhl-, Urinkulturen negativ. In einer Hydro-MRT des Kolon zeigte sich nun eine massive Mukositis des Zoecum und Kolon ascendens. Endoskopisch bestätigte sich eine schwere ulzeröse Kolitis und Ileitis, zusätzlich wurden mehrere Ulzera im Magenantrum und –pylorus (und nebenbefundlich eine Sprue MARSH-3a) festgestellt. Histologisch („Eulenaugenzellen“), immunhistochemisch und mittels PCR wurde eine CMV-Kolitis nachgewiesen. Bei positiver CMV-IgG-Serologie und hoher CMV-Kopienzahl ist von einer Reaktivierung unter Immunsuppression auszugehen. Nach Sistieren von MMF, Reduktion von Prednisolon, Sondenkost und sofortiger antiviraler Therapie initial mit Ganciclovir i.v., dann oral mit Valganciclovir für insgesamt 3 Monate kam es zur vollständigen Rekonvaleszenz und nicht mehr nachweisbarer Viruslast. Die Therapie des SLE wurde im Verlauf mit Rituximab fortgesetzt.

Diskussion: Als Ursache für die neuerlichen abdominellen Beschwerden kamen zunächst ein erneuter Lupusschub (unwahrscheinlich bei sonst fehlenden Aktivitätszeichen und unter ausgebauter Immunsuppression), eine Nebenwirkung von MMF („MMF-Kolitis“, [4]) oder ein Infekt/Reaktivierung unter Immunsuppression in Frage.

Schlussfolgerungen: CMV-Infektionen/Reaktivierungen sind ein ernstzunehmendes Problem bei immunsupprimierten Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen [5], prophylaktische Therapieempfehlungen wie in der Transplantationsmedizin gibt es bisher noch nicht.

Gastrointestinale Manifestationen eines SLE sind mit 0.2-10% [3] zwar selten, können aber schwerwiegend sein.

Bei Patienten, die unter MMF Diarrhoe entwickeln, sollte man an die sog. MMF-Kolitis [4] denken.


Literatur

1.
Ashouri JF, et al. 2012
2.
Sultan SM, et al. 1999
3.
Yuan S, et al. 2014
4.
Johal K, et al. 2014
5.
Krusche M, et al. Poster VS.07. DGRh-Kongress 2016