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50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

11.10.-13.10.2012, Hannover

Infekt nach Gelenkrekonstruktion

Meeting Abstract

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  • U. J. Gerlach - Hamburg

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Hannover, 11.-13.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgpw14

doi: 10.3205/12dgpw14, urn:nbn:de:0183-12dgpw146

Published: December 4, 2012

© 2012 Gerlach.
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Bei nach Gelenkrekonstruktion auftretenden Infekten handelt es sich fast immer um die Kombination einer Knochen- und Gelenkinfektion. Dieses betrifft alle Gelenke und sämtliche voraus gegangenen rekonstruktiven Maßnahmen wie gelenknahe Umstellungsosteotomien, VKB-Ersatzplastik oder Refixation der Rotatorenmanschette.

Für die Diagnostik wichtig ist eine genaue Anamneseerhebung. Die Laborparameter (Leukozyten/CRP/BSG) zeigen nur bei Frühinfekt eine deutliche Erhöhung. Bei chronischen Gelenkinfektionen sind diese genannten Laborparameter wenig aussagekräftig, haben allenfalls hinweisenden Charakter. Weiterer wichtiger Baustein in der Diagnostik der Gelenkinfektion ist die Gelenkpunktion. Als bildgebende Verfahren zur Diagnostik eines Kniegelenkinfektes sind die Röntgen-Nativuntersuchung, die Sonographie und die Kernspintomographie zu nennen. Die Dreiphasenskelettszintigraphie hat in der Diagnostik einer Gelenkinfektion eine nachgeordnete Bedeutung.

Ziel der Therapie von Infektionen nach Gelenkrekonstruktion ist die dauerhafte Infektberuhigung sowohl des Knochens wie auch des Gelenkes, der Erhalt eines stabilen Gelenkes und einer belastungsfähigen Extremität. Die Mobilität des Patienten soll möglichst wiederhergestellt werden, die berufliche und soziale Wiedereingliederung ermöglicht werden.

Entscheidend für die Infektberuhigung ist das radikale operative Vorgehen. Die Einlage lokaler Antibiotikumsträger und die kurzzeitige systemische Antibiose sind unterstützend und entbinden nicht von einer radikalen chirurgischen Behandlung.

Die arthroskopische Behandlung sinnvoll und indiziert bei akuten Empyem (Symptome innerhalb von 7 Tagen) und Empyem Stadium I und II nach Gächter.

Die arthroskopische Behandlung bedarf einer sorgfältigen Inspektion des Gelenkes. Die radikale Synovektomie ist erforderlich, ebenso die Lavage mit mindestens 10 Liter Flüssigkeit und die Einlage von Antibiotikumsträger (Septocoll® oder Gentacoll®). Diese antibiotikumhaltigen Vliese können über den Arbeitstrokar in das Gelenk eingebracht werden. Bei Infektion nach Vorderkreuzbandersatzplastik sollte ein Erhaltungsversuch des Kreuzbandersatzes versucht werden.

Gleiches gilt für die Rekonstruktion der Rotatorenmanschette. Im Falle der Umstellungsosteotomie oder Versorgung einer Tibiakopffraktur ist der Erhaltungsversuch der Osteosynthese möglich, Voraussetzung hierfür ist das Vorliegen einer stabilen Osteosynthese.

Das Implantat ist zu entfernen, das Plattenlager zu debridieren. Dann kann eine Restabilisierung mittels einer neuen Platte erfolgen, ein Vlies sollte unter die Platte gelegt werden.

Die offene Therapie einer Gelenkinfektion ist notwendig zur Behandlung eines chronischen Empyemes und von Empyem Station III und IV nach Gächter.

Beim offenen chirurgischen Vorgehen sollte die bilaterale Arthrotomie durchgeführt werden (Kniegelenk, Ellenbogengelenk, oberes Sprunggelenk). Am Schultergelenk ist zumindest bei chronischen Infektionen neben dem ventralen Zugang der dorsale Zugang erfoderlich, um radikal debridieren zu können. Bei der offenen chirurgischen Behandlung ist die radikale Synovialektomie notwendig. Begleitende Infektionen von gelenknahem Knochen müssen durch radikale Sequestrektomie in gleicher Sitzung mit behandelt werden. Eibnliegendes Fremdmaterial wie Osteosyntheseplatten, Faststak-Anker oder auch die Kreuzbandersatzplastik einschließlich der Inteferensschrauben müssen entfernt werden. Die radikale Sequestrektomie des Knochens ist obligat. Nach radikalem Debridement erfolgt die Einlage lokaler Antibiotikumträger (Septocol®l, Gentacoll®). Möglicherweise entstandene Knochendefekte sind nach Infektberuhigung wieder aufzubauen, in aller Regel durch autologe Spongiosaplastik. Bei Instabilität sollte eine Stabilisierung im Fixateur externe, ggf gelenkübergreifend erfolgen. Am häufigsten Verwendung finden bei uns der AO-Fixateur oder der Ilizarov-Ringfixateur.

Nach operativer Behandlung ist der sofortige Beginn mit intensiver Übungsbehandlung unerlässlich für das funktionelle Ergebnis.

Bei weitgehender Gelenkzerstörung und oder persistierender Instabilität ist die Arthrodese indiziert