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49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

06.10.-08.10.2011, Ulm

Plastisch-chirurgisches Management der späten schweren Sternumosteitis nach Kardiochirurgie: Sind mehrzeitige Verfahren und Vakuumtherapie einer einzeitigen Defektdeckung wirklich überlegen?

Meeting Abstract

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  • corresponding author Holger Klose - St.Josefs Krankenhaus Potsdam, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Potsdam

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Ulm, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpw045

doi: 10.3205/11dgpw045, urn:nbn:de:0183-11dgpw0456

Published: December 7, 2011

© 2011 Klose.
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Fragestellung: Die schwere Sternumosteitis nach Kardiochirurgie ist häufig mit hoher Komplikationsrate und Mortalität verbunden. Die Multimorbidität der Patienten erzwingt eine zügige interdisziplinäre Behandlungsstrategie. Oft sind jedoch bei septischen und global herzinsuffizienten Patienten mehrzeitige Verfahren zur Wundsanierung, bestehend aus Debridements und Vakuumtherapie bis hin zur Defektdeckung, nicht realisierbar. Ziel war es nachzuweisen, ob mehrzeitige Verfahren tatsächlich einem einzeitigen Verfahren hinsichtlich stabiler Defektdeckung und Langzeit-Infektfreiheit überlegen sind.

Methoden: Zwischen 2006 und 2011 wurden 66 Patienten wegen schwerer Sternumosteitis sowohl ein- als auch mehrzeitig behandelt. Klinik, Multimorbidität und Defektgröße entschieden dabei das Vorgehen. Bei allen Patienten erfolgte vor der Defektdeckung ein radikales Debridement aller infizierten Brustwandanteile. Nach erfolgter Defektdeckung wurde das Auftreten von Infektrezidiven, strukturellen Lappenalterationen und morbiditätsbezogenen Besonderheiten prospektiv erfasst und verglichen.

Ergebnisse: 22 (33%) Patienten erhielten nach radikalem Debridement einzeitig eine sofortige Defektdeckung durch gestielte myokutane M.pectoralis major-Lappen (n=42), bei 4 Patienten in Kombination mit gestielten M.rectus abdominis-Lappen (n=2), Spalthauttransplantaten (n=3) und thoracoepigastrischem Lappen (n=1). Bei 44 (67%) Patienten erfolgten mehrzeitig Debridements und Vakuumbehandlungen bis zur Defektdeckung durch gestielte myokutane M.pectoralis major-Lappen (n=34), bei 17 Patienten in Kombination mit gestielten M.rectus abdominis-Lappen (n=7), Spalthauttransplantaten (n=10) und randomisiertem Lappen (n=1). Die Dauer der Vakuumtherapie bis zur Defektdeckung betrug in der mehrzeitigen Gruppe 15,7±10 (3-62) Tage.

Das aktualisierte Überleben nach Defektdeckung betrug insgesamt 94% nach 50 Monaten. Früh- und Spätmortalität waren kardial bedingt. Die Freiheit von Rezidivinfektion betrug in der einzeitigen Gruppe 86,4% und in der mehrzeitigen Gruppe 95,5% (p=0,193). In der einzeitigen Gruppe fanden sich jedoch signifikant weniger strukturelle Lappenalterationen als in der mehrzeitigen Gruppe (p=0,016). Ein signifikanter Zusammenhang zwischen rekurrenten Infektionen, Rezidivinfektionen und strukturellen Lappenalterationen bestand nicht.

Schlussfolgerung: Mehrzeitige Verfahren sind einzeitigen Verfahren mit vergleichbaren Ergebnissen bei Rezidivinfektionen nicht überlegen. Einzeitige Verfahren zeigen jedoch signifikant weniger strukturelle Lappenalterationen als mehrzeitige. Unter Berücksichtung des Risikoprofils der Patienten sollte ein einzeitiges Verfahren aus Debridement und sofortiger Defektdeckung angestrebt werden. Die Komplikations- und Mortalitätsraten beider Verfahren sind in unserer Betrachtung vor der Schwere der Grunderkrankung akzeptabel und zeigen sich im Literaturvergleich als niedrig.