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Mikrochirurgische Phallusrekonstruktion bei Intersexualität und nach Peniskarzinom – Indikationsstellung und operative Technik
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Published: | August 16, 2017 |
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Einleitung: Ziele der Phallus-Rekonstruktion sind die Fähigkeit des Urinierens im Stehen, die Kohabitationsfähigkeit sowie normales Erscheinungsbild im Nacktzustand. Hier sollen zwei seltenere Indikationen, die Phalloplastik bei Intersexualität sowie nach Penisamputation, dargestellt werden.
Patienten und Methoden:
- Pat. 1: 35-jähriger genetisch männl. Pat. mit Mikropenis bei Pseudohermaphrodismus masculinus und Androgenresistenz. Der Penis misst 3 cm mit perinealer Hypospadie. Das äußere Genital imponiert weiblich, der Patient hat Erektionen und ejakuliert über die perineale Hypospadie. Innere weibliche Genitale liegen nicht vor. Es erfolgte die Phalloplastik mittels freier A. radialis-Lappenplastik. Die Clitoris wurde zum Erhalt der Erogenität belassen (Nn. cutaneii antebrachii lat. + med. » R. genitalis N. genitofemoralis + Nn. Clitorales). Aufgrund einer Harnröhrenfistel und Wundheilungsstörung waren zwei Folgeeingriffe notwendig. Die Implantation einer Penisprothese ermöglicht die Kohabitation.
- Pat. 2: 51-jähriger Patient, bei dem aufgrund eines Peniskarzinoms (pT2,Nx,L0,V0,G1,R0) eine Penisteilamputation auf Höhe der Peniswurzel notwendig wurde. Nach Rezidivfreiheit von 1,5 Jahren erfolgte die Penoidrekonstruktion mittels freier A. radialis-Lappenplastik, auch hier Koaptation der Unterarmnerven » R. genitalis N. genitofemoralis. Ein Revisionseingriff aufgrund einer Harnröhrenfistel im penoidalen Übergang. Die Implantation einer Penisprothese steht noch aus.
Ergebnis: Bei beiden Pat. konnte ein ästhetisch gutes Ergebnis mit normalem Erscheinungsbild in Unterwäsche und unauffälligem Erscheinungsbild bei Nacktheit erzielt werden. Beide Patienten können im Stehen urinieren. Die Penisprothetik ermöglicht Pat. 1 die Kohabitation, bei Pat. 2 steht diese noch aus. Harnröhrenfisteln traten bei beiden Patienten auf, waren aber operativ beherrschbar.
Schlussfolgerung: In mikrochirurgisch versierten Abteilungen, kann auch bei den gezeigten selteneren Indikationen die Technik der A. radialis Phalloplastik erfolgreich angewendet werden, d.h. ein zufriedenstellendes Ergebnis mit dem Anspruch auf Funktion und Ästhetik erreicht werden. Die gezeigten Komplikationen unterscheiden sich nicht von der Anwendung der Phalloplastik bei transsexuellen Patienten.