Article
Neurotmesis des motorischen Astes des M. extensor hallucis longus des Ramus profundus des Nervus peronaeus infolge einer konservativ behandelten proximalen Fibulafraktur
Search Medline for
Authors
Published: | August 16, 2017 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Im Bereich des Fibulaköpfchens findet sich eine besonders exponierte Stelle im Verlauf des N. peronaeus communis. Die Behandlung proximaler Fibulafrakturen erfolgt in den meisten Fällen mittels Ruhigstellung in einem Unterschenkelgips sofern keine wesentliche Dislokation der Fraktur, Begleitverletzungen oder eine Kompromittierung der Weichteile durch starke Schwellung vorliegen.
Verlauf: Eine 51-jährige Patientin erlitt nach einem Sturz in häuslichem Umfeld eine Fibulaköpfchenfraktur. Diese präsentierte sich nicht disloziert, sodass eine konservative Therapie erfolgte. Klinisch konnte initial keine Nervenverletzung festgestellt werden. Die Gipsbehandlung wurde problemlos ohne Druckstellen durchgeführt. Nach Frakturkonsolidierung stellte sich die Patientin mit einer Streckerschwäche der Großzehe ambulant vor. Nach neurophysiologischer Untersuchung und bildgebender Diagnostik wurde der Verdacht auf eine partielle Verletzung des R. profundus des N. peronaeus gestellt. Intraoperativ zeigte sich eine längerstreckige Kontinuitätsunterbrechung des motorischen Astes für den M. extensor hallucis longus, welcher zur Gänze im urspünglichen Frakturspalt liegend von Kallusgewebe komprimiert wurde. Es erfolgte die Resektion des Nervenastes. Der 4 cm messende entstandene Nervendefekt wurde mit einem Nerventransplantat des N. suralis rekonstruiert.
Diskussion: Relevant für die Häufigkeit der Großzehenheberschwäche ist die anatomische Variante eines früh proximal abgegebenen einzelnen motorischen Astes für den M. extensor hallucis longus. Durch seinen längeren Verlauf entlang der Fibula ist der motorische Ast des Großzehenstreckers daher besonders vulnerabel.
Maßgeblich in der Therapie der Großzehenstreckerschwäche sind weiters der zeitliche Verlauf und die Gesamtdauer der bestehenden Beschwerden. Bei frischer Verletzung ist der Versuch einer Nervenrekonstruktion anzustreben. Bei Versagen können motorische Ersatzoperationen durch Sehnenkoppelungen durchgeführt werden oder ein konservatives Behandlungsregime verfolgt werden. Ein klarer Konsens zum Behandlungsregime gibt es bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
Selbst bei fehlenden Instabilitätskriterien oder fehlender Dislokation sollte bei geschlossenen proximalen Fibulafrakturen aufgrund ihrer engen topographischen Beziehung an die Möglichkeit einer sekundären Verletzung des N. peronaeus gedacht werden um frühzeitig intervenieren zu können.