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47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

08.09. - 10.09.2016, Kassel

Multimodale Bauchdecken- und Blasenwandrekonstruktion mit azellulärer dermaler Matrix (ADM) und freier, myokutaner Lappenplastik bei Abdomen apertum

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Igor Schwab - Krankenhaus Bremen-Mitte, Plastische Chirurgie, Bremen, Deutschland
  • Marcin Dzieciol - Krankenhaus Bremen-Mitte, Plastische Chirurgie, Bremen, Deutschland
  • Ursula Mirastschijski - Krankenhaus Bremen-Mitte, Plastische Chirurgie, Bremen, Deutschland
  • Can Cedidi - Krankenhaus Bremen-Mitte, Plastische Chirurgie, Bremen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Kassel, 08.-10.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc013

doi: 10.3205/16dgpraec013, urn:nbn:de:0183-16dgpraec0132

Published: September 27, 2016

© 2016 Schwab et al.
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Einleitung: Kolorektale Karzinome zählen zu den zweithäufigsten Krebserkrankungen bei beiden Geschlechtern und das mit steigender Inzidenz. Ca. 6% in der deutschen Bevölkerung erkranken an einem kolorektalen Karzinom im Laufe ihres Lebens, die Prävalenz liegt bei 30 Personen pro 100.000 Einwohner Deutschlands im Jahr. Neben der Früherkennung gilt als entscheidende kurative Maßnahme die radikale Exzision unter onkologischen Gesichtspunkten. Therapeutisch ist die Mesorektumexzision mit Entfernung des regionären Lymphabflussgebietes das operative Standardverfahren. Häufige Komplikationen bei kolorektalen Eingriffen sind neben intraabdominalen Abszessen, Anastomoseninsuffizienzen auch Bauchdeckenabszesse. Laut aktueller Literatur ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Anastomoseinsuffizienzen von 4-25% je nach Höhe der angelegten intestinalen Anastomose. Die Inzidienz für ein Abdomen apertum als Folge von bauchchirurgischen Komplikationen beläuft sich auf ca. 1-3%. Die Letalität beim sogenannten Platzbauch beträgt 31%.

Fallbeispiel: Bei einem 69-jährigen Patienten erfolgte bei akutem Abdomen eine Laparotomie mit anschließender anteriorer Rektumresektion bei Tumorperforation. Der weitere Krankheitsverlauf war langwierig mit intensivmedizinischer Betreuung und zahlreichen Revisionseingriffen bei einem septischen Geschehen. Nach Ablauf einer nekrotisierenden Fasziitis erfolgte schließlich bei einem großflächigem (30cm x 20cm) Bauchwanddefekt und Blasenwandleckage die Verlegung des Patienten in unsere Abteilung zur Defektdeckung. Wir wählten eine multimodale operative Behandlungsstrategie mit biologischer, allogener azellulärer dermaler Matrix (ADM, Epiflex®) zur Rekonstruktion und Verschluss der Bauchhöhle und einer freien myokutanen Lattisimus-dorsi-Lappenplastik für den Haut- und Blasenwandverschluss. Da ADM für die Defektdeckung von Urinblase oder Darmwand ungeeignet sind, wurde die Blasenwand mit einer Muskelplombe des Latissimus-Dorsi-Lappens verschlossen. Der entstandene Hebedefekt im Bereich des Rückens wurde mit einem großflächigen Spalthauttransplantat gedeckt.

Schlussfolgerung: Bei kontaminierten Situs, z.B. Abdomen apertum, sind herkömmliche synthetische Netze kontraindiziert. Moderne allogene Gewebeersatzmaterialien, wie z.B. ADM, sind ideal, um großflächige, offene Bauchwanddefekte mit bakterieller Kontamination effektiv und stabil zu verschließen. Zur Defektdeckung der Blasenwand sind sie allerdings bei starker Proteolyse und schneller Resorption des Gewebes ungeeignet. Hier kommt autologes Gewebe zum Einsatz. In Kombination mit unterschiedlichen plastisch-chirurgischen, rekonstruktiven Verfahren zur Defektdeckung bieten ADM neue und effektive Möglichkeiten, auch großflächige, kontaminierte Defekte langfristig stabil zu verschließen. Somit erhöhen sie nicht nur die Überlebensrate von Patienten mit einem Abdomen apertum, sondern steigern auch ihre Lebensqualität.