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Perforator-Propellerlappen zur Defektrekonstruktion bei älteren Patienten – ein riskantes Unterfangen?
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Published: | September 27, 2011 |
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Einleitung: Perforator-Propeller-Lappenplastiken (PPL) sind für viele Indikationen inzwischen ein etabliertes Therapieverfahren. Derzeit existieren wenige Studien im Hinblick auf alters-spezifische Risiken. Ziel der Studie war die Erfassung von Outcome und verfahrensspezifischen Komplikationen nach PPL bei einem Kollektiv von Patienten über 60 Jahren (Gruppe 1). Die Ergebnisse wurden mit einem Kontrollkollektiv jüngerer Patienten (<60 Jahre, Gruppe 2) verglichen.
Material und Methoden: 42 Patienten (13 Pat. Gruppe 1 (62-77 Jahre, MW 69.5); 29 Pat. Gruppe 2 (0-57, Jahre MW 38,4) mit 48 Lappenplastiken, die zwischen 2008 und 2010 mittels PPL versorgt worden sind, wurden in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Indikationen waren in Gruppe 1 Defekte nach Tumorexzision (n=7), Decubitalulcera (n=2), chronische Wunden (n=2), offene Frakturen und Defekte nach Phlegmonen (je n=1) und in Gruppe 2 Defekte nach Tumorexzision (n= 10), Decubitalulcera (n=7), Verbrennungsnarben und sonstige instabile Narben (je n=2) und sonstige (n=8). Die Defektlokalisation waren in beiden Gruppe homogen verteilt (Rumpf/Becken 9 in Gruppe 1, 23 in Gruppe 2; obere Extremität 1 in Gruppe 1, 2 in Gruppe 2; untere Extremität 3 in Gruppe 1, 4 in Gruppe 2). Je 8 Patienten in Gruppe 1 und 2 wiesen kardiovaskuläre Risikofaktoren auf.
Ergebnisse: In Gruppe 1 und in Gruppe 2 kam es zu einem kompletten Lappenverlust, in Gruppe 1 zu einem partiellen Lappenverlust (<10%). 5 (13) Patienten von Gruppe 1 und 5 (29) Patienten von Gruppe 2 benötigten mehr als einen operativen Eingriff bis zur stabilen Defektrekonstruktion. Die durchschnittliche Anzahl an operativen Eingriffen betrug in Gruppe 1 1.76 und in Gruppe 2 1.19. Als Komplikationen wurden revisionspflichtige Serome und Hämatome (Gruppe 1 n=3), Gruppe 2 n= 3), Wunddehiszenzen (Gruppe 1 n=2, Gruppe 2 n=1) sowie lokale Wundinfekte (Gruppe 1 n=2, Gruppe 2 n=4) beobachtet. Bei 3 Patienten von Gruppe 1 und einem Patienten von Gruppe 2, die multiple Operationen bis zur stabilen Abheilung benötigten, bestand Zustand nach Radiatio im Defektbereich. Die Größe der Lappenplastiken betrug 18.3 x 7.1 cm in Gruppe 1 und 15.5 x 6.9 cm in Gruppe 2.
Schlussfolgerung: PPL sind technisch auch bei älteren Patienten sicher durchführbar. Die Lappenverlustraten waren im untersuchten Kollektiv nicht signifikant unterschiedlich. Die beobachteten Komplikationen im Kollektiv > 60 Jahren lassen sich nur zum Teil auf die komplexeren Defekte und ein entsprechendes kardiovaskuläres Risikoprofil zurückführen. Im Kollektiv der älteren Patienten scheint im Allgemeinen ein leicht erhöhtes Risiko für revisionspflichtige Komplikationen zu bestehen. Daher sollten PPL bei älteren Patienten nur von erfahrenen Operateuren bei entsprechender enger Indikationsstellung durchgeführt werden.