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34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
Dreiländertagung D-A-CH

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Bern, 14.09. - 17.09.2017

Unmittelbare Effekte des Lip Trills auf akustische und subjektive stimmdiagnostische Parameter

Vortrag

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP), Dreiländertagung D-A-CH. Bern, Schweiz, 14.-17.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV47

doi: 10.3205/17dgpp66, urn:nbn:de:0183-17dgpp662

Published: August 30, 2017

© 2017 Balandat et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Als eine international bekannte Basisübung im Stimmtraining und Stimmtherapie zählt der Lip Trill (LT) zu der Klasse der Semi-Occluded-Vocal-Tract Exercises (SOVTE). SOVTE dienen dem Ziel, muskuläre Fehlspannungen abzubauen. Das Zusammenspiel von Atmung, Stimmgebung und Resonanz soll optimiert und damit eine mühelosere Stimmgebung ermöglicht werden. Die Auswirkungen des LT wurden bisher auf das Schwingungsverhalten der Stimmlippen untersucht, jedoch nicht im Hinblick auf akustische Parameter der Stimmfunktion. Die Studie prüft die Wirksamkeit des LT auf akustische und subjektive diagnostische Parameter der Stimmfunktion.

Material und Methoden: 25 stimmgesunde untrainierte Frauen von 19 bis 58 Jahren (Mittel: 38,4) wurden am UniversitätsSpital Zürich Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie ORL) retrospektiv vor und nach dem Üben (3 min LT) auf folgende Parameter der Sprech- und Singstimme untersucht: Lautstärke und Tonhöhe (min/max), Dynamikbreite, Tonumfang (Hz/ Halbtöne), Tonhaltedauer, Jitter(%), Dysphonia Severity Index und ein Fragebogen zur Selbsteinschätzung (100 mm Skala). Die metrisch-skalierten T-Werte (IBM SPSS Statistics 22“) wurden mittels Statistikprogramm R (Version 3.1) analysiert und mit dem Wilcoxon Signed Rank Test (Signifikanz Alpha ≤ 0.05) ausgewertet.

Ergebnisse: Nach Anwendung des LT stieg die mittlere Sprechstimmlage beim Zählen signifikant an (p<0.05). Bei der Singstimme wurde die lauteste Phonation lauter (p<0.05), die Dynamikbreite vergrösserte sich (p<0.05), ebenso der Tonumfang in Hz (p<0.05) und in Halbtönen (p<0.05). Das Singen einer Tonleiter wurde in der subjektiven Bewertung nach dem Üben des LT als signifikant leichter (p<0.05) empfunden.

Diskussion: Die Ergebnisse sprechen dafür, dass mit dem LT die Effizienz der Stimmgebung unmittelbar gesteigert werden kann. Dies konnte anhand stimmdiagnostischer akustischer und subjektiver Parameter nachgewiesen werden. Damit liegen möglicherweise neue Erkenntnisse für evidenzbasierte Stimmübungen in Bezug auf akustische Parameter der Stimmfunktion vor.

Fazit: Die Frage nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten oben dargestellter Effekte des LT in der Anwendung bei Stimmstörungen benötigt weitere Untersuchungen. Die Ergebnisse sprechen für die Effizienz der Übung Lipp Trill für die akustischen und subjektiven Parameter der Stimmfunktionen.