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34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
Dreiländertagung D-A-CH

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Bern, 14.09. - 17.09.2017

Die Wertigkeit der Mikrolaryngostroboskopie bei der Detektion des Stimmlippenkarzinoms und seiner Vorstufen

Vortrag

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP), Dreiländertagung D-A-CH. Bern, Schweiz, 14.-17.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV39

doi: 10.3205/17dgpp57, urn:nbn:de:0183-17dgpp570

Published: August 30, 2017

© 2017 Heyduck et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Hinter Stimmlippenleukoplakien können sich histologisch ein invasives Karzinom oder Vorstufen wie eine einfache (engl. squamous intraepithelial neoplasia Grad I, SIN I) bzw. mittelgradige (SIN II) und eine hochgradige Dysplasie (SIN III bzw. Carcinoma in situ, CIS) verbergen. Die Wertigkeit der Mikrolaryngostroboskopie bei der Unterscheidung dieser Erkrankung sollte untersucht werden.

Material und Methoden: Mittels Mikrolaryngostroboskopie wurden retrospektiv bei jeweils 20 Patienten mit einer Stimmlippenleukoplakie mit einem histologisch gesicherten SIN I/ SIN II, CIS sowie einem einseitig invasiven Stimmlippentumor (T1a-Tumore), das Feinschwingungsverhalten (Randkantenverschiebungen, Amplituden) von 2 erfahrenen Untersuchern beurteilt. Da die Stroboskopie technisch aufgrund einer supraglottischen Engstellung nicht immer möglich war, konnten in der Gruppe der SIN II/III und CIS nur 16 der 20 Fälle eingeschlossen werden (*). Die drei Gruppen wurden verglichen.

Ergebnisse: Völlig aufgehobene Feinschwingungen im Tumorareal fanden sich bei 16/20 der invasiven Stimmlippentumore, bei 6/16 der CIS und bei 1/16 der SIN I/II. Reduzierte Feinschwingungen bei 4/20 der invasiven Stimmlippentumoren, bei 8/16 der CIS bei 6/16* der SIN I/II* und uneingeschränkte Feinschwingungen bei 0/20 der invasiven Stimmlippentumoren bei 2/16 der CIS* und bei 9/16 SINI/II*. Der Unterschied war nur zwischen den invasiven Stimmlippentumoren und der Gruppe der SIN I/II signifikant (p<0.05).

Diskussion: Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass die Mikrolaryngostroboskopie als nicht-invasives Diagnostikverfahren erlaubt, zwischen invasiven Stimmlippentumoren und einem SIN I/II zu differenzieren. Eine Unterscheidung zwischen invasiven Tumoren und einem SIN III gelang nicht immer sicher. Folglich ist geplant, diese vorläufigen Ergebnisse an einem größeren Kollektiv zu verifizieren.


Text

Hintergrund

Hinter Stimmlippenleukoplakien können sich histologisch ein invasives Karzinom oder Vorstufen wie eine einfache (englisch: squamous intraepithelial neoplasia = SIN I) bzw. mittelgradige (SIN II) und eine hochgradige Dysplasie (SIN III bzw. Carcinoma in situ = CIS) verbergen. Die Wertigkeit der Mikrolaryngostroboskopie bei der Unterscheidung wird aktuell kontrovers diskutiert [1], [2], [3] und sollte daher genauer untersucht werden.

Material und Methoden

Mittels Mikrolaryngostroboskopie wurden retrospektiv bei jeweils 20 Patienten mit einer Stimmlippenleukoplakie mit einem histologisch gesicherten SIN I/ SIN II, CIS sowie einem einseitig invasiven Stimmlippentumor (T1a-Tumor), das Feinschwingungsverhalten (Randkantenverschiebungen, Amplituden) von 2 erfahrenen Untersuchern beurteilt. Da die Stroboskopie technisch aufgrund einer supraglottischen Engstellung nicht immer möglich war, konnten in der Gruppe der SIN II/III und CIS nur 16 der 20 Fälle eingeschlossen werden (*). Die drei Gruppen wurden verglichen.

Ergebnisse

Völlig aufgehobene Feinschwingungen im Tumorareal fanden sich bei 16/20 der invasiven Stimmlippentumore, bei 6/16 der CIS und bei 1/16 der SIN I/II. Reduzierte Feinschwingungen bei 4/20 der invasiven Stimmlippentumoren, bei 8/16 der CIS bei 6/16* der SIN I/II* und uneingeschränkte Feinschwingungen bei 0/20 der invasiven Stimmlippentumoren bei 2/16 der CIS* und bei 9/16 SINI/II*. Der Unterschied war nur zwischen den invasiven Stimmlippentumoren und der Gruppe der SIN I/II signifikant (p<0.05).

Diskussion

Die vorläufigen Ergebnisse zeigten, dass die Mikrolaryngostroboskopie als nicht-invasives Diagnostikverfahren erlaubt, zwischen invasiven Stimmlippentumoren und einem SIN I/II zu differenzieren. Im Rahmen einer ausführlichen Literaturrecherche von van Balkum et al. konnte nachwiesen werden, dass bei einer unauffälligen Mikrolaryngostroboskopie das absolute Risiko eines invasiven Stimmlippenkarzinoms zwischen 0–30% liegt [1]. Gleichzeitig war es möglich, bei fehlenden Randkantenverschiebungen eine Invasivität mit über 90% vorherzusagen [2]. Eine Unterscheidung der Dysplasie-Stufen war hingegen nicht immer sicher möglich [3]. Ähnlich verhielt es sich in unserer Studie, in der mittels Mikrolaryngostroboskopie nicht immer zwischen invasiven Tumoren und einem SIN III unterschieden werden konnte.

Fazit

Folglich ist geplant, diese vorläufigen Ergebnisse an einem größeren Kollektiv zu verifizieren.


Literatur

1.
van Balkum M, Buijs B, Donselaar EJ, Erkelens DC, Goulin Lippi Fernandes E, Wegner I, Grolman W, Janssen LM. Systematic review of the diagnostic value of laryngeal stroboscopy in excluding early glottic carcinoma. Clin Otolaryngol. 2017 Feb;42(1):123-130. DOI: 10.1111/coa.12678 External link
2.
El-Demerdash A, Fawaz SA, Sabri SM, Sweed A, Rabie H. Sensitivity and specificity of stroboscopy in preoperative differentiation of dysplasia from early invasive glottic carcinoma. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2015 May;272(5):1189-93. DOI: 10.1007/s00405-015-3530-z External link
3.
Djukic V, Milovanovic J, Jotic AD, Vukasinovic M. Stroboscopy in detection of laryngeal dysplasia effectiveness and limitations. J Voice. 2014 Mar;28(2):262.e13-262.e21. DOI: 10.1016/j.jvoice.2013.07.006 External link